Seite:Zapolska Käthe.djvu/236

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Haus eingeschlichen und nicht einmal ein ordentliches Hemd auf dem Leibe habe!

Johann aber stand schon dicht vor ihr und gebot mit Donnerstimme ihr Schweigen. Von jeder anderen dürfe sie so etwas sagen, nur nicht von Käthe, sie, die kein gutes Wort verdiene und sich jede Woche mit einem andern herumtreibe. Käthe solle sie nur in Ruhe lassen: sie sei’ ein ordentliches Mädchen, wie man es heutzutage mit der Laterne suchen müsse…

Leichenblaß wurde Mary bei diesen Worten Johanns. Wie? Jetzt werfe er ihr vor, sie führe sich schlecht auf? Wer hatte sie denn früher ebenso geküßt und zu Biere geführt, wie jetzt Käthe? Konnte er jetzt wagen, dies zu leugnen und sie einen „Galgenstrick“ zu nennen? Konnte er bestreiten, daß er sie geliebt und ihr gelobt habe, ein ganzes Jahr mit ihr zu leben? Nur hatte sie mehr Verstand wie die dumme Käthe und besann sich schnell, daß er nichts tauge.

„Gab ich dir nicht Gold?“ schrie Johann, auf sie losstürzend. „Gieb erst mein Gold heraus, dann belfere weiter. Aber die Käthe laß mir in Ruh’, sie ist ein braves Mädchen, dessen Namen du nicht einmal in den Mund nehmen darfst, du Nichtsnutz!“

Dabei schwang er ihr die geballte Faust über dem Kopfe und hätte Mary sicher auch geschlagen, wäre sie nicht zur rechten Zeit davon gelaufen mit den Worten: „Warte nur, ich werde dich schon überzeugen

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/236&oldid=- (Version vom 1.8.2018)