Fast erstickte er vor Wut und so zu Kopfe stieg ihm das Blut, daß die Augen ihm purpurrot unterliefen. Außer sich, wie ein Rasender, schlug er auf sie los, bis sie ächzend zusammenbrach. Dann stürzte er durch die Haustür in sein Stübchen, um sich dort einzuschließen, als fürchte er sich selbst vor seinen Wutausbrüchen.
Käthe aber lag noch immer vor der Haustür, halb betäubt von den Faustschlägen, die die rechte Seite ihres Kopfes trafen.
Erst als einige Vorübergehende vor der so schwer Mißhandelten stehen blieben, der das Tuch von den Schultern herabgefallen war und das zerzauste Haar den Nacken umwallte, kam sie allmählich wieder zur Besinnung und taumelte, sich den Kopf haltend, durch die Haustür.
Geschlagen hatte er sie, sogar mißhandelt! Braun und blau mußte sie morgen aussehen. Trotzdem grollte sie ihm nicht. Denn wenn ein Bursch sein Mädchen schlägt, ist er in seinem Rechte.
Das ist einmal so Bestimmung und keine Polizei ist befugt, sich in die Händel solch eines Liebespaares einzumischen.
Übrigens handelte es sich ihr nicht um die blauen Flecke, sondern nur das schmerzte sie hauptsächlich, daß Johann eine so schlechte Meinung von ihr hatte und sie des Verkehrs mit jenem ihr so widerwärtigen Menschen beschuldigte.
Mein Gott! Was mußte sie doch alles erdulden um ihrer Herrin willen! Hätte diese nicht sie zu
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/266&oldid=- (Version vom 1.8.2018)