Dabei waren ihr Hände und Füße erfroren. Durch die zerrissenen Schuhe drang aller Schnee ein und haftete an der blauroten Haut. Die Hände waren geschwollen wie Kissen und glänzten, wie mit Öl eingerieben. Kehrte sie heim aus der Stadt, so mußte sie erst lange die Finger reiben, bevor sie nur fühlte, daß sie ihr noch angehörten. Gegen Abend brannten ihr Hände und Füße wie Feuer und das Plätteisen konnte sie oft kaum noch festhalten.
Unaufhörlich beschäftigt bei Frost und Hitze, mit geschwollenen Händen und Füßen und mit gekrümmtem Rücken bot Käthe den echten Typus des sogenannten „Mädchen für alles“, d. h. einer schlecht bezahlten und genährten, aber wie ein Stück Vieh zur Arbeit angespornten Magd.
Früher konnte sie wenigstens mit Johann unten im Hause oder auf dem Hofe öfters ein wenig plaudern. Jetzt aber mußte sie sich auch diese Zerstreuung versagen. Denn Johann wurde immer mürrischer und sah sie manchmal wie mit scheelen Blicken und boshaftem Lächeln an.
Einigemal sah sie ihn sogar mit Mary plaudern. Trotz ihrer angeborenen Sanftmut ballte sie da die Fäuste und wollte auf die Gegnerin losgehen.
Beizeiten aber besann sie sich, als lähme die Scham ihr die Hände. Und voll Kummer und Eifersucht ging sie ihrer Wege.
Also hatte Johann sich schon wieder versöhnt mit dieser Mary, die er damals so mit Schmähworten überhäufte! O, sie wußte es noch recht gut, wie er
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)