Seite:Zapolska Käthe.djvu/432

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das Kind mit ihm sprechen, in Wirklichkeit aber handelt es sich bei dir um etwas anderes. Mein Gott! Was hat solch ein Weib doch alles im Kopfe! So schwach schon ist es, daß es sich kaum noch auf den Beinen erhalten kann, und möchte den Schurken doch noch wiedersehen!“

Dabei spie sie aus und kaute an einem Fliederzweige.

Sie selbst war jetzt viel zu vernünftig, um nach den Männern zu sehen.

Die Köchin der Frau Gräfin hatte sie sogar dazu überredet, sich in den Rosenkranzorden einschreiben zu lassen.

Dies sollte Käthe auch tun, sobald sie hier wieder herauskonnte. Dies sei immer noch das Beste und Anständigste für ein Mädchen…

Und immer weiter so setzte diese büßende Magdalene ihre Moralpredigt fort, indem sie den abgemagerten Körper der früheren Dirne in der Sonne wärmte.

Traurig saß Käthe neben ihr und starrte vor sich hin. Nein! Mary beurteilte sie falsch wegen des Wunsches, Johann wiederzusehen: ihr handelte es sich nur um das Kind.

Mary konnte dies gar nicht begreifen.

Als bald darauf Madi die Freundin zum Abendessen hereinrief und diese noch trübseliger aussah, als je zuvor, hielt sie am Rocke sie fest und flüsterte ihr zu: „Käthe, sei doch nicht so albern und setz’ dir nichts in den Kopf, sonst wirst du hier noch

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/432&oldid=- (Version vom 1.8.2018)