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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242

VII.
Vor Heinrich Sobbe und Jakob Wever, Schöffen zu Kaiserswerth, erklärt Meister Konrad Steynbrecher, er habe einer der zu Ratingen und Angermund unter der Anklage auf Zauberei gefänglich eingezogenen Frauen, der Irmgen Neckels, einen (narkotischen) Trank gegeben, worauf er sie „nach der ihm von Gott verliehenen Kunst“ ausgefragt habe; er halte Irmgen für nicht schuldig an dem ihr zur Last gelegten Verbrechen und ebensowenig deren Mutter.
1499 Oktober. 9.     
Düsseldorfer Staatsarchiv: Jülich-Berg. Gesetzgebung und Landesverwaltung. No. 5 Or. Pergament; kleinere Bruchstücke zweier Siegel erhalten.

Wir Hinrich Sobbe ind Jacob Weuer, scheffen zo Keysserswerde doin kunt alle den gienen, den dis breeve vurkomende wirt zo sein of horen zo lesen, ofenbeirlich zugende ind bekennende, dat vur uns komen ind erschenen is meister Conrait Steynbrecher ind hait bekant ind ergiet ind dat na mit sinen waren worden behalden, as sich zo rechte geburt, dat he durch bevel des edelen juncheren Gumbrichtz greve zo Nuwenair ete. ind ouch umb beden wille des festen Wilhelmen vam Hamersteyn, richter zo Ratingen, binnen Ratingen ind Angermont, komen is, umb zo versoichen etzlige frauwen lude, die binnen Ratingen ind Angermont in sloissen des hogeboren fursten ind heren hartzouch zo Guylch ind Bergh etc. gefenklich sitzen umb saichen willen, dat sie beheft ind beruchtiget soelden sin, dat sie toveren konnen, der dan na besagen Oelloff Slyngerstock, Yrme Neckels ein sin soelde. So haet de obgenante meister Conrat sinre künste, eme van Gode verlint is, an den selven frauwen gebruicht sunderlinchs mit eime dranke, so wanner si den gedrunken haven, so wes sie dun van bosheit ind toverien gedain ind begangen haven, moissen sie bekennen werden, wilche sine künste ind dranke, he ouch an Yrmen Neckels in biwesens des richters vurg. versoicht ind zo drinken gegeven hait, ind an ir nit befonden, anders dan men an einre eirberen frauwen befinden sal, ind hait die selve Yrme also untschuldiget, dat sie der saichen der toverien halver nie geweten, gedain noch gekunt en hait ind des ganz ind all unschuldich is. Onch hait der selve meister Conrat erkant, so dat die fame were, dat Bilien Neckels der vurg. Yrmen moder, Yrmen irre dochter die kunste der toverien geleirt sulle haven, so hait he in der selven vurwerden as vurg. die vurg. Bilien der saichen ouch ganz ind all untschuldiget ind gesprochen, dat sie der vurg. künste nie geweten, gedain noch der dochter vurg. nie geleirt en hait. Ind hait uns scheffen vurg. gebeden des van sinre wegen as vur die selven frauwen moder ind dochter vurg. gezuichenisse zo geven, dat men sie halden ind achten sal, as vur eirber frauwen, want sie des toverens ganz ind all unschuldich sint. Ind of des vorder van noiden were zo bewisen, will he bi sinre eren die vurg. frauwen moder ind dochter der saichen entschuldigen vur allen fursten, heren, amptluden, richteren, steden ind an allen enden, dare un des van noiden zo doin were sunder

Empfohlene Zitierweise:
Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242. Düsseldorf: Ed. Lintz, 1898, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zauberwesen_und_Hexenwahn_am_Niederrhein.djvu/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)