Seite:Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein.djvu/26

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242

seinen Reisen, jahrelang am Rhein verkehrt. In seinem Werk über den Bienenstaat[1] verlegt er sehr viele Erzählungen in rheinische Gegenden, wodurch seine Anführung an dieser Stelle sich rechtfertigt. Ebensowenig wird es einer Rechtfertigung bedürfen, dass ich auf einzelne zum Thema gehörigen Lehren Thomas von Aquins kurz hinweise. Hat doch der berühmte Doctor angelicus längere Zeit mit Albertus Magnus zusammen in Köln gelebt, und werden ja seine Lehren über einige Punkte des Hexenwahns im Zeitalter des Hexenwahns meist mit an erster Stelle, auch in rheinischen Werken, citiert. Für Albertus Magnus war Köln die zweite Heimat; er wird auch Albert von Köln genannt. Ein reicher Sagenkreis umflicht seine gewaltige Persönlichkeit. „In diesem folgen auf mehr oder minder unheimliche Züge der Zaubersage eine Reihe schöner Bilder zur Verherrlichung des Albertus nach seinem Tode, welche die düstern Schatten der Zauberei von dem Andenken des grossen Mannes im Geist des Volks mit Glück verscheuchten.“[2] Was Albertus Magnus über Zauberei gelehrt hat, trat im Laufe der Zeit vollständig zurück vor den im wesentlichen gleichen Lehren seines auf theologischem Gebiet grössern Schülers Thomas von Aquin. Die Zaubersagen des Albertinischen Sagenkreises geben indes manche wertvolle Anhaltspunkte über die Auffassungen am Rhein vor mehr als einem halben Jahrtausend.

Ich beginne mit Thomas von Chantimpré. Ganz wie bei Cäsarius von Heisterbach scheint in seiner um 1263 entstandenen Schrift über den Bienenstaat das Element der aus zweiter Hand schädigenden Magie zu fehlen. Der Verfasser kennt Wettermacherei, Teufelsbund, Teufelsbuhlschaft und alle Arten von Dämonen und Teufelsspuk, verzeichnet indes ebenfalls nicht, dass der Teufel bei Zusammenkünften der von ihm Verführten diese zur Schädigung ihrer Mitmenschen angewiesen oder belehrt habe. Sehr bemerkenswert sind die Erzählungen über Luftfahrten und Teufelsbuhlschaft. Hier ist der um 40 Jahre ältern Arbeit des Cäsarius gegenüber ein gewisser Fortschritt zu verzeichnen, indem bei den Luftfahrten nicht die Mythologie, sondern der unheimliche, in den spätern Hexenprozessen vorwaltende Dämonismus


  1. Bonum universale de proprietatibus apum. Ich citiere im Nachstehenden nach einer Incunabel der Kgl. Landesbibliothek in Düsseldorf.
  2. Albertus Magnus. Festschrift. Köln (J. P. Bachem) 1880, S. 168.
Empfohlene Zitierweise:
Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242. Düsseldorf: Ed. Lintz, 1898, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zauberwesen_und_Hexenwahn_am_Niederrhein.djvu/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)