mache; selbst auch die Ursache, warum ich jene Parabeln, diese vaterländische Gespräche genannt habe.
Bei jenen nämlich schien mir das Wort Dichtungen, Fabeln zu unbestimmt; der Name Embleme (Denkbilder) war dem abwechselnden, Geistreichen Werk zu enge; Apolog, Mährchen, (welchen Titel der bescheidene Andreä wahrscheinlich dem Ochin abborgte,) war gar nicht zu gebrauchen; wie also, meinte ich, wenn diese vermischte Gattung von Fabel und Emblem Parabel hieße? Parabel ist eine Gleichnißsrede, eine Erzählung aus dem gemeinen Leben mehr zu Einkleidung und Verhüllung einer Lehre, als zu ihrer Enthüllung; sie hat also etwas Emblematisches in sich. Ueberdem gehet sie den Gang der Fabel, und maaßt sich sehr freie Schritte in diesem Gange an, indem sie oft mehrere Lehren verbirgt, und sich nicht, wie die äsopische Fabel an Einer derselben begnüget. Die gemeinsten Dinge des Lebens, so wie Engel und Geister einer
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)