A. So oft mir jene guten Männer in die Gedanken kommen, die unter des Papstes Tyrannei mit der emporstrebenden Wahrheit zugleich erstickt wurden, so oft erzürnt meine ganze Seele über die Welt, die keiner Besserung fähig ist.
B. Und doch ist ja im vorigen Jahrhunderte fast die ganze Welt aus dem Schlafe erwacht und zum Lichte der Religion, der Künste, der politischen Cultur zurückgekehret.
A. Man mußte ihr stark genug zurufen, man mußte sie schelten, sie überzeugen! –
B. Ich glaube nicht, daß es damals mit mehr Anstrebung geschehen sei, als vorher; sondern daß alles seine Zeit habe.
A. Die Wahrheit war aber immer dieselbe, Vernunft und Evidenz immer dieselbe. Auch die Menschen halte ich in verschiednen Zeiten nicht so verschieden von einander. Warum erlangten denn
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/177&oldid=- (Version vom 1.8.2018)