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Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/189

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Die Sprache der Deutschen, wie wir sie in Otfried und seinen Nachfolgern finden, hat Trotz ihrer noch undisciplinirten Härte, die zum Theil von den unversuchten Händen zeigt, die sie bearbeiteten, eine Macht, Fülle und Biegsamkeit, daß wir sie in Manchem beneiden möchten. Viele von Notkers 5)[1] Psalmen sind selbst in der Prose Poesie; und über Otfried wünschte ich eine verständige Grammatik zu dem Gloßarium, das der fleißige Schilter gesammlet. 6)[2] Flexionen hatte die Sprache damals, wie sie der unsterbliche König Friedrich für sein Ohr wünschen mochte; 7)[3] und es ist überhaupt zu bedauren, daß die Oberdeutsche Sprache, insonderheit seit der Reformation, aus Büchern so weit verdränget worden.

Was den Geist betrift, müssen Sie zwar in Mönchen, die zum Wohl der Seele schrieben, zumal in Otfried, der eine Harmonie der Evangelisten


  1. 5) Schilter, T. I.
  2. 6) T. III. Antiq. Teutonic.
  3. 7) In seiner bekannten Schrift sur la litteratur Allemande.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)