vergnügte ihn so lebhaft, als ob alle diese Männer seine Brüder, Mitarbeiter zu Einem Werke, wären. – Das wahre Kennzeichen umfassend-großer Seelen! An Luther, der damals vor Cajetan zu Augsburg stand, nahm er noch nicht Theil, vermuthlich weil er seine Sache nur als eine theologische Streitigkeit ansah, und ihn noch nicht kannte. Daß indessen schon damals in Hutten die ganze Flamme gelodert, die ihm späterhin Luthern so theuer machte, zeigt die lange Dedikation, womit er des Laurentius Valla Schrift: „über die erlogne Schenkung Konstantins“ dem Papst Leo selbst zu übergeben sich getraute. Ein rechter Jugend-Helden- oder Eulenspiegelstreich in Huttens Leben. Er thats mit so vielem Lobe dieses, und mit so bitterm Tadel des vorigen Papstes, dabei auch mit einem so lauten Geschrey für die Freiheit der Deutschen gegen des Papstes Ansprüche, daß er sich entweder das größte Wunder zutrauen, oder den bittersten Haß des Papsts erwarten mußte.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/363&oldid=- (Version vom 1.8.2018)