hat man den fadesten Roman nicht empfangen, als den edeln, deutschen Hutten. Ich sollte denken, wer nur seine Briefe gelesen hätte, müßte begierig seyn, auch die übrigen Schriften zu besitzen, die vielleicht in ganz Deutschland niemand vollständig hat. Unsre Aristarchen fandens nicht der Mühe werth, meine Ausgabe anzuzeigen; denn von etlichen kritischen Journalen, die ich lese, stund in der einzigen Meuselschen Historischen Litteratur eine kurze Recension. Die Ursache dieses Stillschweigens bin ich nicht fähig zu errathen.
Da der Verleger zur Fortsetzung nicht Lust bezeugt, so bleibt mir kein anderer Weg übrig, als mit dem Publikum selbst über diese Angelegenheit zu sprechen. – Huttens Schriften liegen zur Erscheinung beynahe ganz fertig, und sollen auch erscheinen, woferue entweder ein biederer Buchhändler sich zum Verlag der drey rückständigen Theile meldet, oder man mich auf andere Art, ohne Buchhändler Honorarium. zu unterstützen Willens ist. Im Gegentheil will ich mein Manuscript – nicht verbrennen, sondern für eine dankbarere Nachwelt aufbewahren, zum Zeichen, wie warm meine Zeitgenossen für die treflichsten Männer des Vaterlandes sorgen. Vielleicht, wenn ich lange gestorben bin, findet’s einer, und aerntdet, wo ich gesät habe, läßt sich die Arbeit bezahlen, die ich umsonst vollendete, für die ich oft auf jugendliche Freuden und manches andere Verzicht that.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/390&oldid=- (Version vom 1.8.2018)