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Walther Kabel: Zu Mantua in Banden (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 1)

dann so ein, daß sein Weg ihn auch nach Oldenburg führte, wo der seit 1848 völlig gelähmte, aber geistig noch frische Dichter und Hofrat Julius Mosen lebte. Als dieser eines Morgens im Juni auf der Veranda seiner Wohnung saß, stellte sich Knebelsberger ohne jede vorherige Anmeldung ganz überraschend mit seiner Gruppe im Vorgarten auf und brachte dem kranken Poeten ein Ständchen dar, das er mit dem Andreas-Hofer-Sange eröffnete.

Mosen, von dieser Aufmerksamkeit bis zu Tränen gerührt, nahm Knebelsberger sofort als Gast in sein Haus auf, und zwischen beiden Männern entwickelte sich eine herzliche Freundschaft und später ein ständiger Briefwechsel, dem erst der am 10. Oktober 1867 erfolgte Tod Mosens ein Ende bereitete.

Knebelsberger selbst brachte es bis zu dem biblischen Alter von zweiundachtzig Jahren. Von seinen übrigen Kompositionen hat auch nicht eine die Volkstümlichkeit des Hofersanges erlangt.

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Zu Mantua in Banden (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 1). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zu_Mantua_in_Banden.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)