Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/157

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Friedrich von Hagedorn.
Geb. d. 23. April 1708, gest. d. 28. Oct. 1754.


Ein Dichter von großer Fruchtbarkeit, Begabung und Liebenswürdigkeit des Charakters, dem es gelang, sich fast allbeliebt zu machen. Hagedorn entstammte einer alten Adelsfamilie Dänemarks; sein Vater, Hans Stats v. Hagedorn, war königlich dänischer Staats- und Konferenz-Rath und hatte als dänischer Resident für den niedersächsischen Kreis seinen Wohnort zu Hamburg aufgeschlagen. Dort wurde ihm der Sohn Friedrich geboren, der eine ausgezeichnete Erziehung empfing und diese durch seine Fähigkeiten wie durch seinen Fleiß verdiente. Leider kam der Vater in seinen Vermögensumständen durch allerlei Unglücksfälle zurück und starb, als Friedrich erst 14 Jahre zählte. Die Mutter ließ den Sohn nebst dessen jüngerem Bruder Christian Ludwig das Gymnasium zu Hamburg besuchen, von wo aus Friedrich nach Jena ging, um sich dort dem Rechtsstudium zu widmen. Im Jahre 1729 hatte Hagedorn ausstudirt, ging nach der Heimath zurück und fand bald eine günstige Stellung als Privatsecretair beim dänischen Gesandten in London, Freiherrn von Söhlenthal. Er eignete sich mit Leichtigkeit die Kenntniß des englischen an, wie er auch schon in französischer und italienischer Sprache selbst kleine Dichtungen versucht hatte, und hoffte einem Posten in Dänemark entgegen, der sich ihm aber nicht aufthat. Aus Geldverlegenheiten, in welche die beschränkte Lage seiner Mutter und die eigene ihn brächte, befreite ihn endlich eine Anstellung in Hamburg, im englischen Hause, einer Handelsgesellschaft, die ihre Arbeiter nicht so kärglich lohnte, als manche deutsche Staatsregierung die ihrigen.

Hagedorn verheirathete sich und lebte nun, da ihm sein Geschäft gute Muße vergönnte, dem Genuß des Lesens, Dichtens und der Freundschaft, durch welche Genüsse sein Leben im Bunde mit einer zwar nicht schönen, aber seelenguten Frau völlig beglückt wurde. Hagedorn war einer der wenigen glücklichen Dichter, denen die Gabe geworden, glücklich zu sein und andere glücklich zu machen, Heiterkeit und Frohsinn um sich her zu verbreiten, das sauersehen der geborenen Grämlinge nicht zu achten; es war eine hellenisch-anakreontische Natur, und neben dem, daß er lebenslustig, munter,