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Joachim II., Kurfürst zu Brandenburg.
Geb. d. 9. Jan. 1505, gest. d. 3. Jan. 1571.


Unter den ruhmreichen Fürsten des Brandenburgischen Hauses aus dem Zollernstamme nimmt Joachim II. eine der bedeutendsten Stellen ein, denn er wurde der Reformator seines Landes und zeichnete sich aus durch eine milde, friedenliebende und versöhnliche Gesinnung, wie durch vortreffliche Eigenschaften seines Charakters. Er wurde seinem Vater Joachim I., Nestor genannt wegen dessen Weisheit und wissenschaftlicher Kenntniß, als erster Prinz geboren. Der Vater war ein ganz entschiedener Gegner der Reformation und gab in dieser Gesinnung dem Sohne kein gutes Beispiel. So gelehrt er war, so streng und unduldsam war derselbe; nach einer Seite hin suchte er Wissenschaft und Kenntniß zu verbreiten, nach anderer hin strebte er dem Lichte der Aufklärung entgegen. Er begründete 1506 die Universität Frankfurt a. d. O. und vertrieb 1510 die Juden. Seine Gemahlin, Kurfürstin Elisabeth, geborene Prinzessin von Dänemark, welche sich der neuen evangelischen Lehre zugeneigt und das Abendmahl unter beiderlei Gestalt empfangen hatte, ließ er auf ihrem Zimmer bewachen und dachte ihr die Strafe der Einmauerung zu; sie entkam mit Mühe durch die Flucht. Der Kurprinz hing der Mutter und deren Lehren an, neigte sich ebenfalls dem Lutherthume zu (er hatte Luther einmal selbst in Wittenberg predigen hören), obschon er von dem strengen Vater und von dem berühmten Oheim, dem Kurfürsten und Erzbischof Albrecht zu Mainz, viel darüber zu leiden hatte. Er erwarb sich durch seine Tapferkeit den Beinamen Hector, vermählte sich 1524 mit Magdalena, der Tochter Herzog Georg des Bärtigen zu Sachsen, der ebenfalls durchaus antievangelisch gesinnt war, und als Joachim II. diese Gemahlin 1534 durch den Tod verlor, schritt er zu einer zweiten Vermählung mit Hedwig, der Tochter König Sigismund I. von Polen. Auch der neue Schwiegervater sah keineswegs die reformatorische Neigung seines fürstlichen Eidams gern, vermochte aber auch nicht, diese zu hindern oder ihr Schranken zu setzen; denn ehe noch Joachim’s II. Vermählung am 1. Sept. 1535 zu Krakau erfolgte, war am 11. Juli desselben Jahres der alte Kurfürst gestorben und Siegmund’s Schwiegersohn Regent der