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Athanasius Kircher.
Geb. d. 2. Mai 1602, gest. d. 30. Oct. 1680.


Forscher von großem Ruf auf den Gebieten der Mathematik und Physik, Sprache und Alterthumskunde, mit Erfindergeist begabt wie wenige, voll unermüdlichen Fleißes, voll Gründlichkeit und Eifer. Das kleine jetzt Sachsen-Weimarische, früher Fuldaische Städtchen Geisa ließ diesen berühmten Gelehrten das Licht erblicken. Seine Jugend war eine Kette von Gefahren, die ihn das Schicksal alle überwinden ließ, und von Wanderungen. Kircher’s Vater war Amtmann in Haselstein gewesen und leitete den ersten Unterricht seines Knaben selbst, dann sandte er ihn in das Jesuitencollegium zu Fulda. In dieser Zeit gerieth Athanasius unter ein Mühlrad und war fast verloren; ein anderes mal galoppirte eine ganze Heerde Pferde über ihn hinweg. Die Schule hatte in dem aufgeweckten Geiste Neigung erregt, in den Orden zu treten, und er führte schon 1618 diesen Entschluß aus. Er kam nach Paderborn, nach Münster, nach Cöln, endete in letzter Stadt seine philosophischen Studien und ging dann auf Befehl seiner Obern nach Coblenz, dort im Griechischen sich zu vervollkommnen. Allein manchen war der strebende und frische Geist Kircher’s unbequem, er fand statt Anerkennung und Aufmunterung nur Haß und Verfolgung. Daher wandte er sich nach Heiligenstadt, und ging von da, dem Kurfürsten von Mainz vortheilhaft empfohlen, in dessen Residenz, wo er vier Jahre lang theologischen Studien oblag, dann nach Speier und von Speier nach Würzburg sich begab, wo er als Professor der Philosophie und Mathematik, der Naturstudien, der alten Sprachen und der Theologie an der Hochschule wirksam war. Aber auch von hier vertrieben ihn die Wirren des dreißigjährigen Krieges und die Zwischenregierung der protestantischen Sachsenherzoge Bernhard des Großen und Ernst des Frommen in dem von ihnen eroberten Würzburg. So kehrte Kircher noch einmal nach Speier zurück, bis ihn ein Befehl der Ordensobern nach dem altberühmten Avignon, dem französischen Rom, sandte. Dort machte er Bekanntschaft mit dem hochgelehrten Peirescius, dem bedeutendsten Kenner des Alterthumes, der auf Kircher den lebhaftesten erregendsten Einfluß ausübte. Dieser war es auch, welcher verhinderte, daß Kircher den an ihn ergangenen Ruf eines Mathematikus