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Justus Möser.
Geb. d. 14. Dez. 1720, gest. d. 7. Jan. 1794.


Möser’s Name hat noch so hellen Klang im Vaterlande, daß es nur der Nennung desselben bedarf, um das Bild eines gefeierten deutschen Gelehrten, Staatsmannes und Patrioten frisch zu beleben. Er wurde zu Osnabrück geboren, wo sein Vater das Doppelamt eines Consistorialpräsidenten und Kanzleidirektors bekleidete. Als Knabe war Justus sehr aufgeweckt und munter, und tummelte sich mit Altersgenossen fleißig in Feld und Garten. Ueber sein Knabenleben hat er selbst berichtet. Aus Furcht vor Strafe entwich er in seinem 14. Jahre seinen Aeltern und lief nach Münster; hungernd und fast bettelnd ging er zurück, und die Strafe wurde ihm erlassen, man war froh, ihn wieder zu haben. Sein Lebenslauf war auch nicht, wie er sich selbst ausdrückt, von gelehrten Streichen leer. »Der nachherige Senior Bertling in Danzig, der Helmstädt’sche Professor Lodtmann und ich, wir haben im 12. Jahre unsers Alters eine gelehrte Gesellschaft errichtet«. Die kleinen Gelehrten erfanden sich eine eigene Sprache, in der sie Ausarbeitungen niederschreiben wollten, und fertigten sich eine Grammatik und ein Wörterbuch derselben an. Einer ihrer Lehrer prügelte den Knaben ihre neusprachliche Bestrebung aus dem Sinne. Möser’s Phantasie war äußerst lebhaft und sehr nervös gereizt. Er pflegte sich gern selbst zu beobachten. Er lernte rasch, wenn auch nicht allzu fleißig, und besuchte die Hochschule zu Jena 1740 und 1741, wo er die Rechtswissenschaft studirte und darauf 1742 dieses für seinen Geist und für seine Begabung gleich anziehende Studium zu Göttingen fortsetzte. Nach der Rückkehr in die Vaterstadt trat Möser in derselben zuerst als Anwalt auf und fand Anlaß, in wichtigen Angelegenheiten Sachwalter der Stadt Osnabrück selbst zu werden, die ihn 1747 zum advocatus patriae wählte, worauf nicht lange darauf auch die Landritterschaft ihn zu ihrem ständischen Secretair und Landstand auserkor. Möser entsprach nach jeder Richtung seiner Aemter und Geschäftszweige hin dem ihm zu Theil gewordenen Vertrauen, und machte sich mitten in seinen Amtsgeschäften auch durch zahlreiche geschichtliche, publicistische, juristische und volkstümliche Schriften den geachetsten Namen, ohne daß ihm daran gelegen war,