Dieser bedeutende deutsche Maler wurde zu Preßburg
in Ungarn geboren, in welcher Stadt sein Vater, von
Geburt ein Sachse, sich niedergelassen hatte. Er zeigte
frühzeitig Neigung und Anlagen für die zeichnende und
bildende Kunst und bezog die k. k. Kunstakademie zu
Wien, um sich in den genannten Künsten zu vervollkommnen.
Eifer und Glück ließen ihn dort schon mit
dem 18. Lebensjahre einen Preis gewinnen und bald
sah er im Umgang mit Künstlern und Kunstgönnern
sein Leben verschönt und geistig gehoben. Der Bildhauer
Rafael Donner unterrichtete den jungen Kunstacademiker
im bossiren; der gelehrige Schüler übte sich
auf das fleißigste in diesem Vorstudium der Bildnerei,
ohne dem Malerpinsel untreu zu werden; vielmehr
blieb die Neigung zur Malerei in ihm vorwaltend und
wurde so mächtig, daß er bald dieser Kunst ausschließlich
sich widmete. Nach Verlauf von zwei gut verwandten
Studienjahren, in welchen Oeser malen, radiren und
modelliren gelernt hatte, begab er sich von Wien 1739
nach Dresden und arbeitete unter dem Maler und
Radirer Dietrich, wie unter Rafael Mengs weiter.
Bei Ludwig Sylvester lernte Oeser auch al fresco
malen und lenkte, durch ein enges Freundschaftbündniß
mit Winckelmann verbunden, diesen zum noch ernsteren
Studium der Antiken und der Costüme hin, sodaß er
auch dadurch sich ein großes Verdienst erwarb. Hoch
rühmte Winckelmann Oeser’s treue und ausdauernde
Freundschaft. Man ernannte Oeser zum kurfürstlich
sächsischen Hofmaler, wie zum Professor an der Dresdner
Academie, jedoch ohne Gehalt, und der nun ausbrechende
siebenjährige Krieg war nicht geeignet, Gehalte für die
Priester der schönen Künste aussetzen zu lassen. Zum
Glück fand Oeser einen Gönner am Grafen Bünau
zu Dahlen, bei dem er die größte Zeit der Dauer
jenes Krieges verweilte, dann aber wählte er Leipzig
zum Wohnort, da der Kurfürst Christian ihm die
Wahl zwischen beiden Städten, dort in Dresden in der
Eigenschaft eines Akademie-Direktors oder des Direktorder
neuen Kunstschule zu Leipzig ließ, und ihn
dann zugleich mit dem Titel eines Professors der
Dresdener Akademie beehrte.
In der neuen Lebensstellung war Oeser nun unablässig
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/285&oldid=- (Version vom 15.9.2022)