Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/319

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Joachim von Sandrart.
Geb. d. 12. Mai 1606, gest. 1688.


Ein bedeutender Mann, ebenso sehr als ausübender Künstler, wie als Epoche machender Kunstschriftsteller und Kunstforscher ausgezeichnet.

Sandrart wurde zu Frankfurt am Main geboren und entstammte einer altadeligen Familie, die ihren Ursprung aus den Niederlanden herleitete, ohne daß jedoch die Nachkommen sich adelig schrieben. Durch äußere Verhältnisse unterstützt konnte Sandrart neben dem Empfang guten Unterrichts der eigenen Neigung folgen, die ihn frühzeitig zur zeichnenden Kunst führte. Die berühmten Kunsthändler und selbst Maler und Kupferstecher de Bry und dessen Schwiegersohn, Matthäus Merian der ältere, munterten den jungen Künstler lebhaft durch das Lob auf, das sie seinen Zeichnungen zollten, welche, obschon nur Kopien älterer Kupferstiche und Holzschnitte, den Originalen täuschend ähnlich waren. Der Kupferstecher P. Ißelburg, welcher mit gewandter Technik manches große und gute Blatt schuf, unterrichtete Sandrart im stechen und radiren, bis letzterer, erst 15 Jahre alt, nach Prag reiste, um sich in der mit Vorliebe ergriffenen Kunst von dem noch höher begabten Aegidius Sadeler weiter fortbilden zu lassen. Sadeler glaubte aber in Sandrart mehr Maler- als Kupferstechertalent zu erblicken und rieth ihm an, nach Utrecht zu dem Maler G. Honthorst zu gehen. Bei diesem begab sich Sandrart nach damaliger Zeitsitte förmlich in die Lehre, und machte bedeutende Fortschritte, so daß Honthorst ihn als Begleiter auf einer Reise nach London mitnahm, wo Sandrart vielfache Beschäftigung fand, auch mehrere Gemälde Holbein’s copirte. Später reiste Sandrart nach Venedig und Rom, begeisterte sich an den unsterblichen Werken der italienischen Meister und stand bald in der Mitte der deutschen Künstler und ihres Bundes, der Schilderbent, in Achtung und hohem Ansehen. Dort malte Sandrart seinen bewunderten »Tod des Seneca«, ein Nachtstück, welches die königl. Gallerie zu Berlin schmückt; zeichnete für den Marquis Giustiniani die dessen Palast schmückende Statuen-Sammlung für ein Prachtwerk, das in zwei Foliobänden erschien, malte mehrere Bilder für den Papst Urban VIII. und studirte fortwährend die Antiken. Von Rom aus machte Sandrart eine