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Caspar Schwenkfeld von Ossigk.
Geb. d. 1490, gest. d. 10. Dez. 1561.


Ein frommer Eiferer, männlich festhaltend am einmal in Wort und Lehre, Glauben und Offenbarung für wahr erkannten, dabei kühnen reformatorischen Geistes – stand Schwenkfeld achtunggebietend unter den Zeitgenossen, und schaarte um sich zahlreiche ihm treu anhängliche Bekenner seiner Lehren.

Schwenkfeld war Abkömmling einer altadeligen Familie, und wurde auf seinem Rittersitz Ossigk, eine Stunde von Lüben im Herzogthum Liegnitz, geboren. Er erhielt die Erziehung eines Junkers und studirte zu Cöln, besuchte auch noch andere Hochschulen, dann lebte er an mehreren Fürstenhöfen als Kavalier, lernte als solcher noch griechisch und warf sich, als die reformatorischen Bewegungen in Sachsen und in der Schweiz begannen, auf das Studium der Kirchenväter, um aus den Quellen zu schöpfen. Er nahm am St. Johannescollegium zu Liegnitz ein Canonicat an, und folgte mit Begeisterung dem Aufschwung Luther’s und der Verbreitung von dessen Lehren, wobei aber sein selbstdenken, denn er wollte nicht blindgläubiger Nachbeter sein, ihn in das gefährliche Gebiet religiöser Schwärmerei und Ueberspannung verlockte. Als Canonicus neigte er sich noch völlig zu Luther s Lehre und widmete dem Bischof von Breslau, Johann von Salza, eine Schrift, in welcher er diesen aufforderte, sich ebenfalls der geläuterten Lehre zuzuwenden und diese einzuführen. Eine andere Schrift eignete Schwenkfeld dem ihm gütevoll gesinnten Herzog Friedrich von Liegnitz zu, in welcher er sich über den Mißbrauch des Evangeliums aussprach, aber dadurch manchen Anstoß erregte. Der Bischof von Breslau zumal hatte nicht die mindeste Neigung, die Reformation einzuführen, und that feindliche Schritte gegen den Mann, welcher selbst so große Neigung zeigte, auf eigene Hand der Reformator Schlesiens werden zu wollen. Der Herzog von Liegnitz war weniger abgeneigt, auf eine Kirchenverbesserung in seinem Lande einzugehen, wie der Bischof von Breslau; da aber Schwenkfeld’s Meinungen, namentlich in der Abendmahlslehre von jener Luther’s und der Wittenberger Theologen merklich abwichen, so veranlaßte der Herzog Schwenkfeld, sich mit Luther selbst zu besprechen. Diese Unterredung fand im Jahre 1525