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Carl V., deutscher Kaiser.
Geb. d. 24. Febr. 1500, gest. d. 21. Sept. 1558.


Einer der hervorragendsten Herrscher in der langen Reihe deutscher Kaiser, und der mächtigste von allen, der über Meere und über Länder jenseit der Meere sein Scepter streckte, der erste Monarch, in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Carl war der Sohn Erzherzog Philipps von Oesterreich und Johanna’s von Spanien, Maximilian I. Enkel. Sein Erzieher war Wilhelm, Herzog von Oranien, ein Staatsmann voll Würde und Einsicht.

Des Glückes Gunst warf dem Enkel Maximilian I. ein Land um das andere zu. Im Jahr 1516, noch bei des Großvaters Leben, trat er die Regierung der Niederlande an, und der im nämlichen Jahre erfolgte Tod des Großvaters von mütterlicher Seite gab Spanien in seine Hand. Im Jahr 1519 endete Maximilian, und Carl richtete den hoffenden Blick jetzt zunächst nach der Krone Kaiser Carl des Großen, und trat berechtigt mit den Nebenbuhlern König Franz I. und König Heinrich VIII. in die Schranken. Kurfürst Friedrich der Weise, Herzog zu Sachsen, lenkte die Stimmen der Wähler des Reiches Carl zu, dem deutschen Fürsten – sonst wären vielleicht noch heute die deutschen Länder englische oder französische Provinzen.

In Aachen schmückte die ersehnte Krone Carls Haupt, der sich nun den König von England versöhnte, und den von Frankreich bekämpfte. Kampf wogte durch die Welt, da um Länder und Kronen, dort um Geistesfreiheit und Licht, groß waren überall die Bewegungen, und nicht alles ließ sich unterdrücken, was so gern unterdrückt werden sollte. Carl siegte in Italien und gegen Franz I. wandte sich alles Mißgeschick, bis der Tag von Pavia, Carls Geburtstag, 1525, ersteren selbst in des mächtigen Gegners Hand gab, der ihn in harter Haft ein ganzes Jahr lang zu Madrid gefangen hielt.

Der in vielen deutschen Ländern im Jahre 1525 entbrannte Bauernkrieg kümmerte den Kaiser wenig; er überließ es den Reichsfürsten, diese „bäurische Empörung“ niederzuschlagen; er und seine Heere hatten wichtigeres zu thun; sie hatten den König von Frankreich gefangen, sie zogen gen Rom und fingen auch