Zum Inhalt springen

Seltne Dankbarkeit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Seltne Dankbarkeit
Untertitel:
aus: Clausthalischer allgemeiner Harz-Berg-Calender auf das Jahr 1805
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1804
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Clausthal
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[38]
Seltene Dankbarkeit.


Der Pabst Sixtus der Fünfte stieg aus dem niedrigsten Stande durch alle geisteliche Würden bis zur höchsten Staffel und wurde Pabst: sein bißiger Kopf verursachte ihm mancherley unangenehme Vorfälle, besonders war er mit seinem Pater General sehr unzufrieden. Er vergaß sich einmal so weit, daß er sogar Satiren auf ihn machte, und sie auf dem Speisesaale anschlug. Der General erfuhr es, und gab allen Franciskanernklöstern Befehl, den Pater Monalto, wie er damals hieß, gefangen zu nehmen. Montalto war klug, und kehrte auf seinen Reisen in keinen Kloster seines Ordens ein. Einmal nahm er Nachtquartier bey den Augustinern, und borgte von dem Pater Kellner zehn Thaler, schrieb aber einen falschen Namen unter seiner Handschrift. Da er Pabst worden war, fiel ihm die Schuld wieder ein, er erkundigte sich, ob der Pater Kellner noch lebte, und erfuhr, daß derselbe noch immer Pater Kellner wäre, er befahl, daß man ihn mit einer guten Bedeckung als Gefangenen nach Rom bringen sollte. Der Pater Kellner war aber damals in Streit mit dem Bischof, und alle glaubten, daß dieser Uneinigkeit wegen der Verhaftsbefehl von Rom gekommen wäre. Vier Mönche die ärger waren als zehn Häscher, begleiteten ihn nach Rom. Wie er dem Pabst vorgestellt wurde, bat er gleich um Vergebung wegen seiner Uneinigkeit mit dem Bischof, und versprach alles mögliche; der Pabst sagte: davon ist gar die Rede nicht, ich weiß aber daß ihr mit dem Klostervermögen nicht richtig umgeht. Heiliger Vater, sagte er, davon weiß ich kein Wort. Der Pabst erwiederte: aber ich weiß es; habt ihr nicht einmal einen Franciskanermönch zehn Thaler auf eine Handschrift geliehen, und nichts wieder erhalten? Das ist wahr, Heiligster Vater, aber ich dachte, der Mönch wäre ein ehrlicher Mann, ich kann aber nichts dafür, daß er unredlich gehandelt hat. Der Pabst erwiederte: ich kenne den Franciskaner, und ich habe Auftrag euch zu bezahlen. Doch seht mich nur einmal recht an, ich bin selbst der Franciskaner, dem ihr das Geld geliehen habt. Der arme Pater Kellner wurde wie vom Schlage gerührt, fiel dem Pabst zu Füßen und bat um Gnade. Stehet auf, sagte der Pabst, Freund, da ich unglücklich war, nahmt ihr mich in eurem Kloster und eurer Zelle auf, jetzt bin ich Pabst, nun will ich euch in meinem Pallast und in meinen Zimmern aufnehmen, und aus Dankbarkeit mache ich euch hiermit zum Bischof.