Sie haben sich grausam zerstritten
[23]
Straßenbilder.
1.
Sie haben sich grausam zerstritten
Und sind sich doch täglich so nah,
Die schmucksten der schmucken Modelle
Vor Santa Trinità;
Gewuchtigen Schritt’s auf und ab;
Sie lacht zur Piazza di Spagna
Mit süßem Mund hinab.
Er fühlt es, doch will es nicht sehen –
Und möcht’ doch vor Sehnsucht vergehen,
Denn ach! sie fühlt wie er....
Kein Kosen, kein Winken, kein Nicken
Wie sonst – o gepeinigtes Herz!
Wie grausam dieser Scherz!
Da schlendert vom Pincio herunter
Ein Maler und hält vor ihr ein –
„Du stehst mir noch heute! Sei munter,
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Solch Lärvchen just sucht’ ich schon lange –
Doch sag mir, wo find’ ich dein Paar?“ –
Er fragt es und streicht ihr die Wange,
Das schwarze, sammt’ne Haar....
Giuseppe! – nun hat er’s geseh’n!
Schon naht er mit zornigem Fluche –
Sein Dolch – gleich ist’s gescheh’n – –
„Signor!“ doch er lacht nur, der Fremde:
Bandit du, im bauschigen Hemde,
Ich male dich mit ihr!
Doch dürft ihr so trotzig nicht blicken,
Ich brauch’ heut’ ein zärtliches Paar!“
Und treten aus der Schaar.