Sponsel Grünes Gewölbe Band 1/Tafel 12
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VON SACHSEN NACH DEM MODELL VON PETER FLETTNER
AUSGEFÜHRT VON DEM NÜRNBERGER MEISTER
MELCHIOR BAIER VOR 1539
[98] Großes rundes Taufbecken auf Holz mit Perlmutterstückchen schuppenartig belegt, in vergoldeter Silberfassung, die Fassung besteht in einem schmalen Reifen, der den Boden einfaßt und in einem breiten Rand, der sich an die mit Perlmutter belegte Kehlung anlegt. Auf der Rückseite ist der Boden auf kurzem Fuß mit einer Silberscheibe belegt, um die außen ein Ring aus Perlmutterstückchen gelegt ist, der Rand ist entsprechend der Vorderseite aus einem Silberreifen gebildet. Alle Silberteile sind reich mit getriebenem deutschen Renaissanceornament verziert, dessen Motive mit Arbeiten von und nach Peter Flettner, dem „Bahnbrecher der Frührenaissance in Deutschland“ so sehr übereinstimmen, daß der Entwurf zu diesem Taufbecken ihm zugeschrieben werden muß. Die Ausführung ist offenbar nach der Übereinstimmung mit einer bezeichneten Fruchtschale der Hofsilberkammer zu München ein Werk des Nürnberger Meisters Melchior Baier. Vgl. Jahrbuch der pr. Kunstsammlungen 1925. Zeichnung und Ausführung ist gleich vollkommen. Der breite Rand hat noch einen besonderen Schmuck durch sechs Lorbeerkränze erhalten, in denen auf Messingscheiben gegossene antike Büsten sitzen, deren Köpfe über den Lorbeerkranz herausragen. In der Ornamentik und der Feinheit der Arbeit stimmt die Fassung mit der der Perlmutterkanne IV. 256 (Tafel 13) überein, beide Stücke sind also als zusammengehörig zu betrachten. Eine der besten Arbeiten der deutschen Renaissance um 1535–1539. Ohne Marken. (D. 56 – IV. 181.)