Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 44
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DENKMAL AUGUSTS DES STARKEN, BESETZT MIT SEINEM
EMAILBILDNIS, GEMMEN UND KAMEEN MIT
BILDNISSEN DES ALTERTUMS, UMGEBEN VON KLEINEREN
KUNSTWERKEN UND EMAILLIERTEN GOLDENEN
FIGUREN. MELCHIOR DINGLINGER UND GENOSSEN
[Ξ] Obeliscus Augustalis. Auf einem um drei Stufen erhöhten Platz, in Mosaik gemustert aus gelbem und braunem sog. Landschaftsmarmor, erhebt sich vor der Rückwand in drei Gliedern ein steinerner Aufbau.
Diesen bildet ein in bewegten Formen vorspringender Unterbau aus braunem Jaspis, auf diesem ein in silbervergoldeten Rahmen gefaßter Hauptbau aus grauem Marmor mit gelber Jaspisdeckplatte, und schließlich ein schmalerer Attikabau aus gelbem Jaspis mit weißmarmorner Deckplatte. Darauf lagern drei Sphinxe aus Kalkstein, die einen dreiseitigen Obelisk tragen, der über einem Sockel aus hellgrauem Marmor in vergoldetem Silber an den Kanten umrahmt ist, aus einem Kelch aufsteigt und von einem Kapitäl abgeschlossen wird. Auf dem Kapitäl steht ein geschweifter Sockel aus rotbraunem, und darauf eine Vase aus gelbem Jaspis. [254] Sockel und Vase ragen nur mit zwei Seiten eines Quadrats aus der Spiegelwand hervor. Der Aufbau, der Obelisk und die Vase sind reich mit Gemmen und Kameen antiker Bildnisse und an besonderen Stellen auch mit Büsten geschmückt. Schon der Unterbau ist an dem mittleren Vorsprung und den seitlichen abgerundeten Ecken mit silbervergoldeten, gravierten Platten bedeckt, auf deren Gehänge vorn in der Mitte ein größerer Kameo und an den Ecken je drei kleinere mit antiken Kaiserköpfen haften. Auf dem Hauptbau sitzt vorn in Goldrahmen auf dem grauen Marmor ein großer runder gewölbter Kameo aus Karneol mit den Profilköpfen, laut Inschrift von Hektor, Andromache und ihrem Söhnchen Astyanax. Auf den Seitenfeldern des Hauptbaues sitzen Achatplatten in Halbkreisform. Dazwischen in den eingeschwungenen Eckfeldern sind in dem grauen Marmor Rundnischen mit silbervergoldeten Rahmen, darin stehen die mit Gold und Diamanten geschmückten Büsten von einem römischen Kaiserpaar aus weißem Jaspis. Auf den Zwickeln der Marmorfelder sitzen kleine Kameen mit Tierbildern und Gemmen mit antiken Szenen aus verschiedenen Steinen. Auf der gelben Jaspisdeckplatte sitzen über den Eckfeldern zwei silbervergoldete Barockschilde mit den Kameen eines Kaiserpaares, ebenso zwei kleinere Kameen am Ende über den Seitenfeldern, überragt von nur im Halbkreis geschnittenem Achat. Vor dem Attikabau sitzen an den Ecken auf silbervergoldeten, von den Barockschilden darunter emporgeführten Ranken die Büsten eines Kaiserpaares aus rotem Jaspis. Vor der Attika sitzt ein mit Trophäen geschmückter, von einem Kurhut und einer Königskrone überragter und mit Diamantrosen besetzter Schild, an dem der dänische Elefantenorden und der polnische Weiße Adlerorden hängen, der eine gewölbte ovale Platte mit dem Brustbildnis Augusts des Starken nach rechts, grau in grau in Email gemalt, einfaßt. Darunter hängt ein rot und grau emaillierter Hermelinmantel. An den Seiten der Attika zwei große Kameen mit römischen Kaiserköpfen in vergoldeter und mit Diamanten besetzter Silberfassung ohrenartig angesetzt. Die eingeschweiften Eckfelder sind besetzt mit den Karneolgemmen von Perikles und Aspasia. Darüber hängen von den Kragsteinen der weißen Deckplatte zwei blau und rot emaillierte Gehänge herab, die von zwei Bildniskameen aus Onyx besetzt sind. Auf den Kragsteinen stehen zwei Negerbüsten aus schwarzem Jaspis in weißen Mänteln aus Alabaster. Die hier lagernden Sphinxe sind reich mit Smaragden und Perlen geschmückt. Der graue Marmorsockel des Obelisken ist beiderseits mit einem goldenen Gehänge verziert, auf dem in grün emaillierter Einfassung drei größere und eine kleinere Bildniskamee sitzen. Die beiden aus der Wand vorspringenden Seiten des Obelisken sind in Reihen übereinander mit ovalen Gemmen reich besetzt, in Jaspis geschnittenen Köpfen, zumeist Kaiserköpfen. Den silbervergoldeten Kelch und das Kapitell des Obelisken schmücken erhaben geschnittene Köpfe. Zwischen den großen dunkelgrünen und dunkelroten Gemmen aus Jaspis sitzen sechzehn kleinere querovale Karneole mit mythologischen Szenen, ferner 32 figurierte Achat- und Moccasteine auf den Kanten. Der silbervergoldete Kelch des Obelisken ist von drei kleinen Büsten aus rotem Jaspis gekrönt. Auf der vorderen Kante hängen bei dem Kelch noch drei Kameen, in der Hälfte der Höhe des Obelisken ein silbervergoldetes Besatzstück als Träger einer Gemme aus Karneol, an dem eine Eichel desgl. hängt. Die Seiten des Obelisken haben hier zwei Rundnischen, in denen zwei Büsten aus Alabaster stehen. Sockel und Vase auf dem Kapitäl sind gleichfalls mit Kameen besetzt.
Auf den fünf Vorsprüngen des Unterbaues stehen Schmuckgeräte, in der Mitte eine runde Dose aus Chalzedon mit einer kleinen Uhr in Vasenform als Krönung, das Uhrwerk ist als Arbeit von Andreas Fichtner bezeichnet. Dahinter eine Platte mit der eingravierten Schrift „Obeliscus Augustalis. – Auf den vorderen Ecken stehen zwei achtkantig geschliffene und polierte, sowie mit emailliertem und mit Diamanten besetzten goldenen Zierat geschmückte Vasen aus braunem Böttgersteinzeug. – An den seitlichen Vorsprüngen zwei schlanke hohe, mit Rubinen inkrustierte Zierkannen aus hellem Nephrit in emaillierter Goldfassung. – Auf dem Platz stehen seitlich von dem Obelisken zwei in der Form von Wandepitaphien aus Jaspismarmor gebildete Denkmäler, die mit Bildniskameen und Juwelen besetzt sind, das eine von dem Reliefkopf des Herkules, das andere von dem des Kaisers Pertinax gekrönt; vor der Wand darunter je eine Muschelkamee mit links David an der Leiche Goliaths, rechts Herkules. Vor dem Unterbau steht eine mit Emailmalerei überdeckte goldene Vase, flankiert von zwei aus Elfenbein geschnitzten Adlern auf goldenen Postamenten. Auf dem Platz stehen acht kleine goldene, ganz mit Emailmalerei überdeckte Figuren, die nach ihren verschiedenen Trachten als Römer, Meder, Perser, Syrer und Inder zu erkennen sind; sie kommen, um den Obelisk zu bewundern. Auf den Stufen des Platzes sitzen als Wache vier Kriegsknechte in gleicher Ausführung. Die Figuren sind etwa ein Drittel größer als die des Hofhalts des Großmoguls. Melchior Dinglinger. (228:122: 60 – VIII. 350.)