Spruchverse

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Autor: Friedrich von Bodenstedt
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Titel: Spruchverse
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aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 492
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[492]
Spruchverse.
Von Friedrich Bodenstedt.
1.

Sein eigner Leitstern ist des Menschen Geist,
Und wenn ihn dieser führt zu hohem Ziele,
So wird er mächtig mit sich reißen Viele,
Gleichviel, ob man ihn tadelt oder preist.


2.

Jedweder von uns lebt leicht nach der Regel,
Solang ein günstiger Wind treibt seine Segel,
Doch nur, wer auch in Sturm und Meerestoben
Die rechten Bahnen einhält, ist zu loben.


3.

Sprich gut von Andern, und die gute Kunde
Bleibt für die Hörer nur ein leerer Schall;
Sprich schlecht, und jedes Wort aus Deinem Munde
Weckt hundertstimmigen Wiederhall.


4.

Wie Lichtgedanken im brütenden Hirn
Ziehn dunkle Furchen auf leuchtender Stirn,
So zeugt von Feuer der schwärzliche Rauch,
Und die Leuchte des Himmels wirft Schatten auch.


5.

Jedes Menschen Fuß im Lebenslauf
Wirbelt den Staub von Jahrtausenden auf;
Der Eine schüttelt ihn ab mit Verachtung,
Dem Andern dient er als Stoff zur Betrachtung.


6.

Weder kleine Leute noch große Herrn
Vernehmen die Stimme der Wahrheit gern,
Auch dem schönen Geschlecht gefällt sie nicht,
Wenn sie in ernstem Tone spricht.

Die Narrheit allein versteht durch Lachen
Den Menschen die Wahrheit gefällig zu machen;
Drum hat mancher Weise sich närrisch gestellt,
Damit sie nicht ganz verschwind’ aus der Welt.