Zum Inhalt springen

Strafe des Undanks

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Strafe des Undanks
Untertitel:
aus: Allgemeiner Harz-Berg-Calender für das Jahr 1851
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1804
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Clausthal
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[24]
Strafe des Undanks.



     Einst kam ein alter Litbauischer Bauer mit wankendem Schritte, auf einen Stab gestützt, an dem Thore der Residenz Königsberg an. Der Thorschreiber, aus seiner niedrigen Stube sehend, rief ihm zu: „Woher, Alter?“

     „Drüben aus dem Dorfe her.“

     „Wo geht Euer Weg hin?“

     „Nicht weiter, als hierher.“

     „Und was habt Ihr denn hier zu schaffen, wenn ich fragen darf?“

     „Ach ich wollte meinen Großen verklagen.“

     „Ei, da hab ich vor drei Jahren mein Bischen Hab und Gut meinen Sechs Söhnen abgetreten, um mich in Ruhe zu setzen. Der Älteste bekam das Grundstück mit Vieh und Wirtschaft; er verglich sich mit seinen Brüdern und versprach, mich bis an meinen Tod zu verpflegen. Aber das will der Undankbare nicht mehr thun, und bei meinen anderen Söhnen finde ich auch keine Hülfe. Drum will ich mich mit meiner Klage an einen Richter wenden.“

     „Werdens nicht weit bringen, die Teufelsbuben,“ meinte der Thorschreiber. „Aber sagt mir doch, wie alt Ihr seid?“

     „Großer Gott! Nunmehr dreiundsiebzig Jahre alt.“

     „Nun, da kann ich Euch den Bescheid selbst geben, und Ihr braucht Euch nicht erst an den Richter zu wenden. Ihr wißet ja, daß in der heiligen Schrift steht: Unser Leben währet siebenzig Jahre – –, da habt Ihr schon drei Jahre zu viel gelebt.“

     Der Alte sah den Thorschreiber erstaunt an. „Ja, wenns so ist, so thue ich wohl am besten, wenn ich umkehre. Unser Herrgott wird mich wohl bald zu sich nehmen,“ sprach er wehmüthig und setzte sich auf einen Stein am Thore, um auszuruhen.

     Den Greis hat Gott zu sich genommen. Auf dem Steine am Thore aber sitzt jetzt alle Sonntage der älteste Sohn und bettelt.