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Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Der eingefallene Berg und das Dörfles

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Seher und Gesichte Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Die Gipsgrube
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31.
Der eingefallene Berg und das Dörfles.

Oberhalb Themar in der Stadtnähe und am linken Ufer der Werra senkt sich schroff und steil eine nur wenig bewachsene Wand, oben Felsen und unten Kalkgerölle, bis fast zum klaren Spiegel des Flusses herab.

Dieser Berg besteht gleichsam in drei Abtheilungen, wovon auch jede ihren eigenen Namen hat. Da, wo die hohen Tannen das Dörfles bekränzen, heißt es der „Iltenberg,“ im gemeinen Leben „Oelteberg.“

Zunächst an Themar heißt es der „gehegte Berg,“ und der mittlere Theil ist „der eingefallene Berg.“ Vor langen Zeiten zertrennte sich das Felsengebirge weithin in gerader Richtung, stürzte hernieder, und begrub unter seine Trümmermassen ein unten am Berge gelegenes Dörfchen, das den Namen „Dörfles“ führte, wonach nun heute noch diese Gegend benannt wird. Die Bewohner des Dörfles führten ein Gott sehr mißfälliges ruchloses Leben, daher über sie die Strafe verhängt wurde, daß der einstürzende Berg sie mit Mann und Maus begrub.

Eine dunkle Kluft, das „Eisloch“ geheißen, zieht sich in den Fels hinein, und der Schlund senkt sich in eine grauenvolle Tiefe. Im Grunde soll Wasser sein, welches mir dem Meere in Verbindung stehe. Das Eisloch nennt man, wie ein ähnliches am großen Gleichberge bei Römhild: „die kalte Hölle.“ Aus der Tiefe dieser schaurigen Kluft will man oft Seufzer und Geheul vernommen haben, und behauptete, das rühre her von den Seelen der verdammten Bewohner des Dörfles.

Des eingefallenen Berges Form wie die Sage von [50] seiner Kluft deuten augenscheinlich nach dem Hörseelenberge hin, nur daß jener höher ist und die Sagen von ihm herrschender und ausgebildeter geworden sind.