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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das Moosweibelviertel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die Holzweibel in der Hart Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der unvorsichtige Kucksmüller
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[123]
253.
Das Moosweibelviertel.

Eines Abends hatte sich ein Mann aus Hirschbach im Wirthshaus zu Langen-Waizendorf etwas zu lange gütlich gethan und ging mit einem kleinen Spitz nach Hause. Zwischen den beiden einander nahe liegenden Dörfern hörte er plötzlich den wilden Jäger durch die Lüfte gebraust kommen. Das toste, schallte, knallte, gellte und bellte überlaut über den Waldeswipfeln, und da der gute Hirschbacher sehr guter Laune war, so that er auch einige Jagdjauchzer und schrie. Joho! Jodohoho! Joho! Ho! Es widerfuhr ihm auch darob nichts Uebles, als er sich aber, nachdem er den Rausch ausgeschlafen, eine Wurst aus der Oesse zum Frühstück holen wollte, hing auch ein Schinken bei den Würsten, den er besessen zu haben sich nicht erinnern konnte, that ihn derohalb herunter, und sah mit Ekel und Grauen, daß es das Viertel eines Moosweibleins war, das der wilde Jäger erjagt, und als Jagdbeute mit ihm getheilt hatte. Er warf das Stück Aas gleich auf den Mist, aber ebensobald hing es wieder in seinem Schornstein. Nun trug er’s in einen Graben, da hing es wieder. Nun vergrub er’s, da hing es wieder. Darauf befragte er sich bei einem klugen Mann, denn er mochte um alles in der Welt den übeln Schinken los sein. Der kluge Mann gab klugen Rath. Das Moosmeibelviertel mußte auf einem Kreuzwege vergraben, und der wilde Jäger mit den Worten angerufen werden:

Gieb auch Salz
Zu dem Schmalz!

Aber das Salz ist ein heiliges Ding, über das die bösen [124] Geister keine Gewalt haben, und da mußte der wilde Jäger sein Wild selbst behalten und wieder nehmen.