Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Mönch auf Burg Ranis

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Teufelsspuk am Buffertsteiche Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Alten auf Burg Ranis
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[182]
314.
Der Mönch auf Burg Ranis.

Von der Burg Ranis gehen viele Sagen, unter andern auch die von einem vermauerten Kinde, von einer goldenen Schäferei im tiefen Grunde des Burgberges, von einem spukenden Mönche, und von vielen Schätzen.

In den unterirdischen Gemächern von Burg Ranis lebte in frühern Zeiten ein Mönch, welcher eine ganze Braupfanne voll Gold besaß. Wenn die alten Besitzer der Burg Geld bedurften, so wendeten sie sich an den reichen Mönch, und erhielten, was sie verlangten, unter der Bedingung der pünktlichen Wiedereinzahlung. Der Zugang zu der unterirdischen Wohnung des reichen Mannes war eng und niedrig im dritten Hofraume der Burg, rechter Hand dem Brunnen gegenüber. Vor Jahren wagte ein Knecht durch die Oeffnung einzusteigen und fand den Mönch tod über der Braupfanne liegen. Er schnitt zum Wahrzeichen einen Fetzen von des Mönchs Gewande. Als der Waghals jedoch schon wieder sich in Sicherheit wähnte, drehte sich der Mönch um und gab ihm einen Druck in den Nacken, woran er bald darauf starb. Seit der Zeit ist der Zugang vermauert worden.

Oft saß der Mönch auf der Burg neben dem vordem Thurme. Das Gesinde sah es nicht selten mit an, wie er Geld dort zählte, und mit zählen nicht aufhören konnte. Wo er gesessen hatte, fand ein Knecht allemal Geld. Zuletzt lud ihn der Mönch gar ein, den Schatz zu heben, den er zu bewachen habe. Der Knecht aber, eine gute ehrliche Haut, nahm weder das dort liegende Geld, noch mochte er sich mit der Hebung des Schatzes einlassen, und [183] da er nicht zu überreden war, brach ihm der Mönch zuletzt das Genick, denn nur durch den, und durch keinen andern hätte er durch Hebung des Schatzes erlöst werden können.