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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die goldene Ruthe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Riesengasthof Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Nixen in der Schwarza
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348.
Die goldene Ruthe.

Ein Dittersdorfer Mann, der die Hünenkoppe durchstreifte, um Jochweiden (zur Befestigung des Joches an die Hörner des Zugviehes) zu suchen, erblickte plötzlich eine Riesin, die auf einem großen Felsblocke saß, und ihr verhältnißmäßig eben so großes Kind auf dem Schooße wiegte. Da setz dich her! sagte die Riesin zu ihm, und warte mein Kind, unterdeß will ich dir eine Weide suchen, die so lange hält, daß du sie nicht überlebst. Der Bauer hatte, das Kleine scheu anblickend, eine Zeitlang dasselbe gewartet, als der Säugling so heftig zu schreien anfing, daß der Bauer vor Grausen sich davonmachte. Als er sich endlich umblickte und sich schon sicher glaubte, sah er die Riesin mit einer goldenen Ruthe in der Hand ihm auf den Fersen folgen. Jemehr er rannte, desto größere Schritte machte das Hünenweib. Schon setzt er den einen Fuß in sein Thor, da trifft ihn ein Schlag der goldenen Ruthe – und halbtodt sinkt er nieder. Die Ruthe war ein ausgewachsener Birkenstamm von Gold, und hätte er Stand gehalten, so wäre dieser ihm zu Theil geworden.