Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Unterirdische Gänge in den Bergen

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Zwerge schieben Kegel Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Todenstein-Riese bei Neunhofen
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[114]
243.
Unterirdische Gänge in den Bergen.

Der ganze Orlagau ist, der Volkssage nach, von unterirdischen Gängen durchzogen. Der eine führt von Saalfeld auf den Gleitsch; ein anderer von der Walsburg auf die Hainkuppe bei Ziegenrück; ein dritter von Cülmla durch das Mordthal auf Burg Ranis und Brandenstein; ein vierter und fünfter von Pößneck und Colba auf den Chamsenberg ; ein sechster auf die Altenburg bei Ranis u. s. w.

In der Nähe von Langenorla erhebt sich der sogenannte Löcherberg, welcher, der Sage nach, im Innern ganz voll Höhlen ist. Zur Nachtzeit hört man in diesem Berge einen Hahn krähen, und zwar, so oft es geschieht, 9 Mal, was er zu 3 Malen wiederholt. Im Gleitsch soll seit Jahrtausenden Wein vorräthig liegen. Nur ist das Schlimme dabei, die Zugänge zu dem großen Keller und die Fässer darin vertheidigen 9 feurige Wächter. Der Haupteingang soll sich am Fuße der nahegelegenen Teufelskanzel befinden. Ein Zwerg – lautet die Sage – werde den Schlüssel, der die Pforte erschließt, dereinst am Drudensteine [115] finden. Der Schlüssel soll von Gold sein, und als Malzeichen eine Schlange darstellen, welche sich in den Schwanz beißt. Hat der Zwerg mit diesem Schlüssel die Thüre aufgeschlossen, so sind die feurigen Wächter von ihrem Dienste erlöset.