Topographia Austriacarum: Waithofen
Wolffgangus Lazius lib. 12. Comment. Reip. Rom. sect. 7. cap. 7. fol. 1094. schreibet / daß der Bojorum Deserta zu Lande / von dem Wasser Enß / biß an den Calenberg sich erstreckt / die Flüsse Ipß / Erlaph / Trasam / etc. Item / das Ipserfeld / Wienerwald / etc. begriffen / allda die sehr alte Graffschafft Boilstein / oder Boelstayn / und Boidhofen / das ist / der Bojer Landgut gewest seyen / so jetzt verderbt Bayrisch Baidhofium, weil es dem Bischoff von Freysing gehörig / zum Unterscheid deß andern / so im Boichreich / fast an den Böhmischen Gräntzen ligt / nemlich deß Böhmischen Baithofen / genant werde. Und dieses sagt Lazius. Philippus Cluverius aber in dem eignen Büchlein / so Er von Vindelicia, und Norico, gemacht / schreibet wider Marcum Velserum, und beweiset / daß die Deserta Bojorum, deren Strabo, und Plinius, gedencken / zwischen dem Neusidler-See / der Raab / dem Calenberg / und der Muer / umb Sarvar / Scapring / und selbige Ort herum / gewesen; wie bey ihme in dem herrlichen Werck de Antiqua Germania zu lesen. Es haben aber solche der Boier Einödinen nicht von denen / so von den Marcomannern auß Böheim vertrieben worden / sondern von denen / die auß Italia gewichen und mit den Tauriscis, die Ort der Thonau herum bewohnt haben / den Nahmen bekommen. Dann dieselbe hat / zun Zeiten Käisers Augusti, Baerebista, der Dacorum König / erschlagen / und gantz und gar vertilgt / so unter ihrem der Bojer König Critasiro, ums Jahr 180. nach dem sie auß Italia, von den Römern verfolgt / sich zu den Tauriscis begeben hatten / geschehen ist; wie Andreas Brunner libro 3. Annal. Boicorum pag. 386. seqq. et 397. erinnert / und worinn sich besagter Cluverius wegen der obgedachten auß Böheim vertriebenen Bojer / verstossen / anzeigen thut. Wann dann nun die Bojer an denen Orten / die Lazius hie oben außgezeichnet nicht gesessen / noch daselbsten ihre Einödine zu suchen seyn / so fehlet auch damit der Ursprung deß Worts Boidhofen / so anders woher geführt werden muß. Darüber aber einem jeden seine Gedancken frey stehen. Ins gemein werden beyde Ort Waidhofen / und nicht Baidhofen / genant und geschrieben.
Es liegt aber Bayrisch Waidhofen an der Ipß / in Unter-Oesterreich / gegen Steyermarckt zu / so / sampt dem feinen Marckt Ulmerfeld / (auff dem Ipserfeld gelegen / allda ein besonder Pfleg- oder Hauptmannschafft / und daselbsten Anno 1337. Bischoff Conrad der Vierte von Freysing im Schloß gestorben) dem Herren Bischoff von Freysingen in Bayern / wie auch oben gemeldt worden / gehörig ist: Welche Güter besagtes Stifft Anno 995. und 96. vom Käiser Ottone III. bekommen hat. Bischoff Berchtold zu Freysing / so Anno 1410. gestorben / hat im Schloß zu Waidhofen einen Thurn mit 9. Schnecken gebaut / und einen Graben umb die Statt geführt; wie in deß Hundii Metropoli Salisburgensi, tom. 1. fol. 105. 138. und 170. hievon zu lesen. Nicht weit von dieser Statt Waidhofen ist ein Ort / die schwartze Wiesen genant / da Anno 1529. alle Türcken / die sich dahin gewagt / sollen erschlagen worden seyn. Es berichtet einer / daß der Marckt-Flecken Zell / bey Waidhofen / über dem Wasser gelegen / Herren Wolff Christoph Geyern / Freyherrn gehörig seye: Davon wir sonsten keine Wissenschafft haben.
So viel aber das ander auch oben gedachtes Waidhofen anbelangt / so liegt solches ingleichem in Unter-Oesterreich / aber auff der andern Seiten der Thonau / gegen Mähren zu / und beym Fluß Teya / so Landsfürstlich; das Schloß aber allda hat vorhin der Herr von Molar; und bey etlichen Jahren hero Herr Simon Hieronymus von Sprintzenstein / wie Er in lib. Status Regiminis Imp. Ferdinandi II. pag. 163. genent wird / Pfandsweise innen gehabt. Sonsten haben wir bißhero von dieser Statt Böhmisch Waidhofen nichts erfahren können.