Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Golnow

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Topographia Germaniae
Golnow (heute: Goleniów)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 59–60.
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Golnow /

Ein Fürstlich Pommerische Stadt / davon die lange Heyden / dardurch man von Golnow 4. Meilen biß nach Damm / reisen thut / den Nahmen / in welcher / und ein Meil Wegs von Golnow / zu unsern Zeiten / ein Hertzog auß Pommern / einen grossen Hirsch geschossen / dessen Geweih 34. Enden hatte; deßwegen er etwan ein viertel Meil von der Strassen ein Säul mit einer steinern Tafel / wie wir finden / auffrichten lassen. Es ist Golnow sub latit. 53. 32. et longit. 30. 16. die zehend / und letzte Hansee-Stadt in Pommern / von Bogisl. II. zur bemaurten Stadt / Ann. 1190. gemacht / reicher von Holtz / als von Acker / der jährlich Schaden von dem zusammen wehenden Sande nimbt. Wann man die Gräntze dieser Stadt / von einem Ort zum andern / beziehen will / muß man über 12. oder 13. Meil / aber nit in die Runde / sondern als die Scheiden ligen / beschlagen. Es hat diese Stadt schöne Privilegien / so wol in anderen Dingen / als in Jagten / Wäldern / Wässern / und Fischereyen. Es ist eine Praepositur daselbst über 9. Pfarren / und muß die Stadt 20. Pferde / und 50. Mann zu Fuß / nach dem alten Anschlage / zur Folge auffbringen. Vor Zeiten ist sie reicher / und besser gebauet gewesen / als jetzo. Dann sie sehr häßlich / zu unterschiedlichen malen / mit Feuer verderbet worden. Erstlich ist sie im 1529. Jahr biß auf 28. Häuser abgebrandt / und das Feur hat die schöne Spitze am Glockenthurn gantz verderbet. Zwölff Jahr hernach / ist sie abermal durch ein angelegt Feur / biß auf wenig Häuser darauff gangen, Drittens ist sie im Jahr 1593. durch einen Donnerschlag unter der Vesper-Predigt / angezündet / dardurch 38. Personen / durch das in der Kirch hin und her fliegende Feur / beschädigt / einer auch / und der ander erschlagen worden. Letztlich / als Hertzog Bogisl. der 14. diß Nahmens / und auch der letzte in Pommern / seine Regierung in An. 1621. angetretten / hat ein unvermutlicher Donnerschlag / vor dem zuvor keiner gehört war / auch hernach keiner folgete / den Kirchthurn alhie angezündet / und ein starck fliegend Feur erreget / das alsfort überhand nahm / und nicht allein die Kirche / sondern auch den grösten und besten Theil der Stadt / gar in die Asche legte. Der Hertzog [60] war nur 4. Tage zuvor durchgereiset / und hatte sein Ablager daselbst gehalten / und eine feine Stadt hinter sich gelassen / aber / da er / nach wenig Wochen / wieder kam / fand er daselbst einen Asch- und Steinhauffen. Doch ward an Wieder-Erbauung solcher Stadt grosser Fleiß angewendet / und die Kirche durch eine Collect wiederumb auffs neu angerichtet. Anno 1625. liesse sich in der obangedeuteten Golnowischen Heide / bey der Inenburg / ein grosser ungeheurer Bäre (da man doch sonsten in diesen Ländern von dergleichen Thieren nichts findet) sehen / der auch gefangen / und eingebracht worden ist. Es sturben dieses Jahr zu Golnow 15. hundert Menschen an der Pest. Anno 1630. nahm der König auß Schweden diese Stadt ein / nach dem die Käyserische sie verlassen / und zuvor alles öde / und wüst darinn gemacht hatten. Ist auch folgends von dem Kriegs-Unwesen sehr bedrucket worden / dadurch dann die Vorstatt / und Lastadie / da so viel Volck ingewohnet / als in der Rinckmauren / gar öde / und leer worden. Führt sonst ein offen Schiff / und einen grünen Baum / mit Esten darinn / und neben dem Baum / einen Greiffen. Hält drey Märckte / auf Judica / Sonntags nach Marien Geburt / und Dienstags nach aller Heiligen. Und bringt ihr der Schiffreiche Fluß Ina / daran sie liget / und der lustige Wald umb die Stadt / gute Gelegenheit. Und dieses / was gesagt / ist meistentheils aus Micraelio genommen. Siehe im übrigen von dieser Stadt auch Werdenhagen part. 3. de Reb. Hans. cap. 23. f. 336.