Topographia Hassiae: Vrsel

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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[T83]

[XV] Vrsel / oder Ober-Vrsel / in der Graffschafft Königstein / wie Dilichius in der Hessischen Chronick sagt / bey drey Stunden gehens von Franckfurt / allda es vor Jahren ein gute Buchdruckerey gehabt hat. Es ist dieses Stättlein Anno 1622. von den Braunschweigischen in Brand gesteckt worden. Carve, im 2. Theil seines Reyßbüchleins / meldet: Daß Vrsel Anno 1640. von den Weymarischen erobert; aber von den Mäyntzischen wider erstiegen worden; bey welchem Einfall sich die Weymarische in die Ober-Statt (oder Burgk) salviert / doch auch auff Gnad vnnd Vngnad ergeben; die man nach Höchst gefangen geführet. Die Mäyntzische bekamen gute Beuten / vnd viel Pferd. In dem tom. 4. Theatri Europaei f. 221. a. stehet hievon also: Die in Ober-Vrsel aber von fünff Compagnyen Reutern / vnd Dragonern / waren gar zu sicher / vnd hielten keine Wacht / wolte auch kein Warnen bey ihnen helffen: Darumb der Keyserische Obrist Wolff / vmb den 22. Julii kam / sie auß dem Schlaaff zuwecken / der das Stättlein deß Morgens früh vmb drey Uhr petardiret / vnnd an vier Orten anfallen thäte / der ersten zehen tod machte / die andern alle von vngefähr dreyhundert / vnter denen bey zwey vnd zwantzig Officierer gewesen / mit Haab vnd Gut gefangen genommen / die gemeine Reutter vntergestellet / vnnd die Officierer noch darzu auff Rantzion gesetzt; welchen groben Fehler / ihnen Männiglich vor vnverantwortlich angezogen / von denen allen noch etliche wenige nach Friedberg entrunnen. Hergegen gibt die Vrsach deß Weymarischen Vnfalls zu Vrsel gedachter Irrländer Carve, am 347. Blat / da er diese Niederlag weitläuffig beschreibet / deme / weil die Weymarische mit den Kirchengütern / so vbel da gehauset haben. Wie er dann am 348. Blat / diß Exempel erzehlet; als ein Schwedischer Soldat / bey Außplünderung der Kirchen / einen geweyheten Kelch vberkommen / vnd in denselben / mit Ehren zu reden / seine Notturfft / mit Gottslästerlichen Worten / gethan / daß er von GOtt gestrafft worden seye / in deme / als er auß der Kirchen gehen / vnd die Treppen hinunter steigen wollen / er vnversehens darnider gefallen / vnd mit seinem Messer / welches er bey sich in den Kleydern getragen / sich schwerlich verwundet; so nicht geheilet werden können / sondern er im Gestanck von Eyter / vnnd Würmen / habe sterben müssen. Anno 1645. im Monat Majo, als die Hessische / Königsmarckische vnd geschlagene Weymarische [XVI] Armee / vnter General de Touraine sich in Hessen conjungiert / vnd herauß in die Wetteraw gangen / haben sie auch die vbrige in Mäyntz gelegene Frantzösische Völcker / zu Roß vnd Fuß / an sich gezogen / welche auff den Tag Corporis Christi, diese Statt Vrsel (worauß vorhero alles Volck sich in andere Oerter salviert) in Brand gesteckt: Also / daß sie gantz / sampt der schönen Kirchen / eingeäschert worden / vnd nur zwey / oder drey Häuser darinn stehen blieben / darinn nicht allein aller Haußraht vnd Frucht / sondern auch viel Viehe / vnnd ein kranckes Bethlägerige Weib / so nicht hat entweichen können / jämmerlich verdorben. Es allhie ein Wasser / ins gemein / die Bach genannt / daran Mahl- vnd Papir-Mühlen / Kupfferhämmer / Lohstampff / vnd Walckmühlen. In obgedachter Burgk / hat gewohnet / einer vom Adel / deß Geschlechts der Zorn / so ihme eygenthumblich gehört. Ist kein rechtes Schloß. Es wird die Statt Vrsel von Königsstein auß regiert.

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