Treu-Lischen
„Mein Lischen, stell das Weinen ein,
Auf Regen folgt ja Sonnenschein,
Ich kehr’ mit Schwalb’ und Flieder
Und wohl noch früher wieder.“
Sah ihm Treu-Lischen lange nach,
Bis Hoffnung wiederkehrte
Und ihren Thränen wehrte.
Sie wußte, mit dem Flieder
Kam ihr der Liebste wieder.
Der Frühling kam mit Duft und Klang,
Treu-Lischen harrte mondenlang,
Vergeblich war ihr Warten.
Wohl kam der Frühling viele Mal,
Ihr Liebster nimmermehr in’s Thal,
Doch Lenz um Lenz auf’s Neue,
Es konnt ihr Herz, das Jahr um Jahr
Dem Liebsten treu geblieben war,
Es konnt’s ihr Herz nicht fassen,
Er habe sie verlassen.
Das Alter kam, sie wußt’ es nicht,
Ihr Hoffen und ihr Lieben,
Ihr Herz war jung geblieben.
Und als der Tod sie heimgeführt,
Und mit des Liebsten Mienen
Ist er vor ihr erschienen.