Um Garricks Kopf
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[204] Um Garricks Kopf. – Auf einer Festlichkeit, an der Thomas Gainsborough und der berühmte Schauspieler und Dramendichter David Garrick († 1779 in London) teilnahmen, wurde von einem begeisterten Verehrer Gainsboroughs die Behauptung aufgestellt, daß der Meister nie gegen die Ähnlichkeit in einem Bildnis fehlen könne, möge auch die darzustellende Person noch so schwierig zu treffen sein. Garrick erklärte, Gainsborough würde es niemals gelingen, ein ihm ähnelndes Bildnis zu schaffen, und er bot sich zum Beweise seiner Behauptung an, dem Maler die nötigen Sitzungen zu gewähren. Gainsborough, über den ehrenvollen Auftrag erfreut, glaubte mit dem ausgesprochenen Schauspielerkopf Garricks leichtes Spiel zu haben und sagte zu. Ohne sein Wissen schloß Garrick mit einigen Freunden des Malers hohe Wetten ab. Die erste Sitzung verlief zur vollen Zufriedenheit des seiner Fähigkeiten bewußten Malers. Verdrießlich und beunruhigt wurde er erst, als er bei der zweiten Sitzung sich genötigt sah, Abänderungen vorzunehmen. Diese Unruhe steigerte sich noch bei der nun folgenden dritten Sitzung des Schauspielers. Gainsborough, der sein halbvollendetes Werk mit dem Kopfe seines Modells verglich, mußte zu seinem Ärger sehen, daß zwischen beiden fast nicht die geringste Ähnlichkeit bestand, und wieder entschloß er sich zu einer durchgreifenden Änderung. Als Garrick mit dem harmlosesten Gesicht von der Welt zum vierten Male bei dem Künstler erschien und dieser seine Arbeit beginnen wollte, geriet der überlistete Maler zuerst in Verwirrung und [205] dann in maßlose Wut. „Zum Teufel mit Euch!“ fuhr er den Schauspieler an. „Tausenderlei Gesichter könnt Ihr nachäffen und besitzt nicht einmal ein eigenes.“ Schmunzelnd erhob sich Garrick und verließ die Werkstatt des Meisters, um die Freunde des Malers über den Ausgang der Wette zu unterrichten.
W. K.