Unter dem Tannenbaum
Weit draußen im Vogesenwald,
Wie weht der Winterwind so kalt;
Er rüttelt wild aus seinem Traum
Den dunkelgrünen Tannenbaum.
Der Tannenbaum, der beugte sich
So trauervoll und neigte sich
Mit seinen Zweigen all herab.
Herab auf ein Soldatengrab:
„O, laß dein Wehen, wilder Wind,
Hier ruht der deutschen Erde Kind!
Es schläft allein im weiten Feld,
Zum Wächter ward ich ihm bestellt.
Sein rothes Blut hab’ ich geseh’n,
Sah seines Athems letztes Weh’n;
Die Linke hielt die Waffe fest,
Die Rechte war auf’s Herz gepreßt.
Er sprach kein Wort, er weinte nicht,
Nach Deutschland war sein Blick gericht
Er sprach kein Wort – – so kam der Tod;
So fand man ihn im Morgenroth.
Und heute ist die heil’ge Nacht
Durch Deutschland glänzt der Lichter Pracht
Und Jung und Alt im frohen Traum
Erfreut sich heut’ am Weihnachtsbaum.
Drum schweige still, du wilder Wind,
Der deutschen Erde todtes Kind,
Der stille Mann im Grab allein,
Der soll nicht ohne Christbaum sein!“
Und sacht’ verweht der laute Sturm –
Die Glocke schlägt vom fernen Thurm:
Die Christnacht, ernst und feierlich
Senkt auf den kleinen Hügel sich.
Die Tannenzweige beugen sich
So friedevoll und neigen sich,
Vom Himmel hoch strahlt hell herab
Ein Stern auf das Soldatengrab.