Untreue vor Gericht
Untreue vor Gericht.
Von Hermann Oelschläger.
Wahrlich, weit ist’s nun gekommen,
Denn nun wirst Du vom Gericht
Selber in’s Gebet genommen
Und Du, Hans, Du schämst dich nicht?
Ist von Deiner Lieb’ und Treue
Dies der Schluß? Proceß und Streit?
Hans, zuletzt kommt doch die Reue,
Hans, ich bitt’ Dich, sei gescheidt.
Denk’ doch jener holden Stunde,
Da im blüthenreichen Hag
Die Geliebte Dir am Munde,
Weinend Dir am Herzen lag,
Sie, der längst auf Feld und Wiese
Du gefolgt warst; denn nicht gleich
Und nicht leicht ward Dein die Liese:
Sie war arm und stolz, Du reich.
Doch noch reicher sollst Du werden,
Deine Mutter weiß genau,
Müller’s Wittib sei auf Erden
Und für Dich die beste Frau.
Hier sei Alles zu gewinnen,
Ihr gehören Wald und Feld,
Ihre Schränke sind voll Linnen,
Und die Kasten sind voll Geld.
Daß sie schielt? Wie darf Dich kränken,
Was sie nicht verschuldet hat?
Daß sie keift? Geh’ in die Schenken,
Wie ihr erster Mann es that.
Und wie sparsam ist sie! Butter
Streicht sie nie auf’s Brod und drum
Dreht sie auch wie Deine Mutter
Jeden Groschen sechsmal um.
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Lockt Dich das? Sieh, wie die Alte
Ueberredend zu Dir spricht,
Daß Dein Herz nicht Treue halte!
Und wie leuchtet ihr Gesicht!
Haus und Mühle und Gesinde
Fällt Dir zu – da fliegt Dein Blick
Drüben zu dem bleichen Kinde
Mit dem traurigen Geschick.
Liebliche Gedanken neigen
Sich Dir zu in alter Huld –
Laß die Mutter! Heiß’ sie schweigen!
Ehrlich sühne Deine Schuld.
Horch, der Bote! Nun entschieden
Wird der Streit – Hans, hab’ Verstand!
Laß den Amtmann drin in Frieden
Und dem Mädchen reich’ die Hand.