Väterchen deine Nase
[19] „Väterchen, Deine Nase!“ Diese Anrede hört man im Winter
in Rußland bei strengem Frostwetter; denn dort gehört es zu den ersten
Menschenpflichten, jeden, dem man in der Kälte begegnet, auf dessen Nase
hin anzusehen. Dies hängt folgendermaßen zusammen: Glieder, die derart
abgekühlt werden, daß sie nahe daran sind, zu erfrieren, werden gefühllos,
aber man sieht ihnen die Gefahr an, da sie in diesem Zustande ganz
weiß werden. Seine eigene Nase kann aber nicht jeder sehen, und so ist
die Warnung eine Pflicht des Nächsten. Der Gewarnte nimmt alsdann
Schnee und reibt seine Nase, um den Blutumlauf anzuregen. – Wenn
wir auch nicht in Rußland leben, so ist doch auch bei uns dieser Warnungsruf
im kalten Winter am Platze. Selbst leichte Grade des Erfrierens
können als unangenehme Nachwehen eine rothe Nase zurücklassen. „Väterchen,
Deine Nase!“ könnte man auch denjenigen zurufen, die zu tief ins Glas
schauen. Vielleicht hilft’s! Versuchen kann man es jedenfalls.*