Verdienstvolle Anerkennung

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Textdaten
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Autor: R. D.
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Titel: Verdienstvolle Anerkennung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 152
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[152] Verdienstvolle Anerkennung. Das rücksichtslose und gewaltige Vorwärtsstürmen im amerikanischen Leben ist fast sprüchwörtlich geworden. In dem Eifer, es schnell „zu etwas zu bringen“, werden alle Kräfte angestrengt, mag auch vieles dabei zu Grunde gehen, was der Erhaltung werth wäre. Gefühlsschwärmerei und Sentimentalität liegen dem Durchschnitts-Amerikaner vollkommen fern. Anders ist dies mit den Deutschen, die sich jenseits des Oceans in der großen transatlantischen Republik niedergelassen haben; auch sie lassen es an Fleiß und Arbeitsamkeit selten fehlen, aber zugleich sind sie doch auch vielfach darauf bedacht, sich das Leben angenehm zu machen und zu schonen, was der Schonung werth ist. So dachte und denkt zum Beispiel auch eine Anzahl deutscher Ansiedler in Wyoming-County im Staate Pennsylvanien.

Dort, wo ein Flußarm des Susquehanna, der sogenannte North Branch, sich durch die Bergabhänge und das Plateau des Alleghany-Gebirges hindurchwindet, unweit des Ortes Bella Sylva, existirt eine Anzahl blühender deutscher Niederlassungen. Die Gegend ist reich an Flüssen und Bächen, und laubreiche, dichte Waldungen fehlen dort nicht. So liegt es denn nahe, daß unsere Landsleute in Wyoming-County, wenn die gewöhnlichen Tagesarbeiten es erlauben, sich gern nach der Sitte unserer Altvordern dem Vergnügen der Jagd und der Fischerei hingeben. Sie thun dies aber nicht, wie es sonst die Regel in Amerika ist, ohne alle Rücksichtnahme auf den Bestand des Wildes in den Wäldern und der Fische in den Seen, Flüssen und Bächen, sondern sie halten eine gewisse Schonzeit streng inne. Es hat sich nämlich vor nicht langer Zeit in dem genannten County eine von der Gesetzgebung des Staates Pennsylvanien anerkannte Jagdgesellschaft unter dem Namen „Loyal Sock Society“ gebildet, deren Aufgabe es ist, das Wild durch Beobachtung einer längeren Schonzeit zu schützen.

Der Verein besteht aus nahezu hundert Mitgliedern und hat seinen Hauptsitz in Bella Sylva; es gehören zu ihm Gelehrte, Kaufleute, Handwerker und Farmer. Die Dauer der regulären Jagdzeit ist eine verhältnißmäßig sehr kurze; sie währt nur vom 1. October bis zum 31. December jeden Jahres, und sogenannte Parforcejagden sind ganz verboten. Das Wild in Wyoming-County besteht, abgesehen vom Kleinwild, vorzugsweise aus Hirschen, doch finden sich auch nicht selten Bären und eine kleinere Art von Panthern. Der Fischfang ist etwas länger freigegeben, als die Jagd; er dauert vom 1. April bis 1. August. Unter den dortigen Fischen zeichnen sich namentlich die Forellen aus, die man mit besonderer Sorgsamkeit pflegt.

Als der in Rede stehende Verein sich unter der Autorität des Staates Pennsylvanien constituirt hatte, war er längere Zeit darüber in Zweifel, welches Symbol er sich für sein Vereinssiegel wählen sollte. Als aber die „Gartenlaube“ in Nr. 39, Jahrgang 1882, ein schönes, ergreifendes Jagdbild (eine Hirschkuh in der Schlinge mit zwei Hirschkälbern) von Guido Hammer brachte, da wurde dasselbe mit Freuden zu diesem Zwecke benutzt. Der genannte Thier- und Landschaftsmaler war durch seine trefflichen, in der „Gartenlaube“ von Zeit zu Zeit veröffentlichten „Wild-, Wald- und Waidmannsbilder“ schon längst unseren Landsleuten jenseits des Oceans ein alter, lieber Bekannter geworden, und so geschah es, daß Ende des letztvergangenen Jahres der Jagd- und Fischfangverein in Wyoming-County Herrn Guido Hammer in Dresden zu seinem „Ehrenmitgliede“ erwählte und das betreffende Diplom ihm durch die Redaction der „Gartenlaube“ zustellen ließ.

So wird das hier und da locker gewordene Band zwischen den ausgewanderten und den in der alten Heimath zurückgebliebenen Söhnen unseres deutschen Vaterlandes oft in sinniger Weise wieder angeknüpft. R. D.