Verhütung des Gefrierens der Fenster
[803] Verhütung des Gefrierens der Fenster. Schon öfter ist die Frage aufgeworfen worden, wie das Gefrieren der Fenster zu verhüten sei. Um die Antwort zu finden, ist es nöthig, die Ursache der fraglichen Erscheinung zu erkennen. Die an den Fensterscheiben oft in bewundernswerthen Formen anschießenden Eisblumen bestehen aus feinen Wasserkrystallen. Dieses Wasser rührt von dem in der Luft aufgelösten Wasserdampfe her, der sich bei der Abkühlung der Luft an dem kalten Glase der Fenster verdichtet, indem die Luft um so weniger Wasserdampf in sich aufzunehmen vermag, je niedriger die Temperatur ist. Das Gefrieren einfacher Fenster ist bei sehr kaltem Wetter selbst durch starke Heizung des Zimmers kaum zu verhüten, sobald die Luft im Zimmer sehr feucht ist. Bei Doppelfenstern kann man aber in dieser Beziehung Vorsichtsmaßregeln treffen. In Rußland ist es üblich, Näpfchen mit Kochsalz zwischen die Doppelfenster zu stellen: dies ist insofern wirksam, als das Salz den Wasserdunst der Luft in sich aufnimmt und somit die Luft trockener macht. In Folge dieser Wasseraufnahme zerfließt das Salz mit der Zeit und muß durch frisches ersetzt werden: das nasse Salz kann man aber zu neuem Gebrauche auf dem Ofen trocknen. In Städten, wo man Gasbeleuchtung hat, läßt man zu gleichem Zwecke dicht am Stocke der Schaufenster eine Reihe von Gasflämmchen brennen, wodurch die Luft
[804] erwärmt wird. Gleichzeitig wird aber beim Verbrennen des Gases auch Wasserdampf erzeugt. Um nun die dadurch feuchter werdende Luft durch trockene zu ersetzen, muß man in solchem Falle Sorge tragen, daß von unten zwischen die Fenster Zimmerluft eintreten und oben die feuchte Luft entweichen kann, wozu passende Oeffnungen in den Fensterrahmen dienen. Zweckmäßig wäre es vielleicht, auch in diesem Falle das Kochsalz als Feuchtigkeit anziehenden Körper nebenbei noch mit in Anwendung zu bringen. Schw.