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Volkslied (Fontane)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Volkslied
Untertitel: In den Londoner Straßen gesungen im Winter 1855
aus: Gedichte, Seite 201
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum: 1895
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
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Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[201]
Volkslied.

(In den Londoner Straßen gesungen im Winter 1855.)

     All die ihr schlaft auf Dunen, behaglich, wohlgemuth,
Denkt unsrer armen Brüder, die kalt sind bis aufs Blut,
Die in den Gräben liegen, krank, hungrig, starr und stumm,
Die Blüthe unsres Landes, im Schlammbett kommt sie um.

5
     Vom Balaklawa-Hafen bis an die Stadt heran,

Vor Karren und Geschützen sie selber als Gespann,
So haben sie’s gehalten, dann kam die stille Nacht,
So viele gingen schlafen, so wenig sind erwacht.

     Ich hört’ ein Mädchen klagen, sie rief: „was fang ich an,

10
Mein Vater liegt und schlummert im Thal von Inkermann,

Mein Bruder liegt verwundet, genesen wird er nie,
Es kann kein Christ genesen in jenem Skutari.“

     Gott, schütze unsre Brüder mit Deiner mächtgen Hand
Leih ihnen Sieg und führe sie heim in’s Vaterland,

15
Beschütz’ auch was sie lieben, Weib, Vater, Mutter, Kind,

Und sei ein Tröster aller, die schweren Herzens sind.


Anmerkungen (Wikisource)

Balaklawa, Inkerman und Skutari waren Schauplätze des Krimkrieges.