Vom sächsischen Volkstrachtenfest in Dresden

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Textdaten
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Autor: Georg Irrgang
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Titel: Vom sächsischen Volkstrachtenfest in Dresden
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 689, 707
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch Sächsische Volkstrachten und Bauernhäuser (1896)
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[689]

Wendische Volkstrachten.
Nach Aufnahmen von Hofphotograph W. Höffert in Dresden.

[707] Vom sächsischen Volkstrachtenfest in Dresden. (Zu dem Bilde S. 689.) Eines der schönsten Feste, die in der „Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes in Dresden“ (vergl. den laufenden Jahrgang, S. 439) veranstaltet worden sind, ist das sächsische Volkstrachtenfest gewesen, das am 5. Juli stattfand und dem auch die Mitglieder des königlichen Hauses beiwohnten. Der damit verbundene Festzug offenbarte so recht, daß auch in Sachsen noch eine Fülle von Volkstrachten besteht und daß es nur der aufmerksamen Beobachtung bedarf, sie in den Landbezirken zu erkennen. Allerdings ist das Streben nach Erhaltung einzelner Trachten nicht allzugroß, und nur einzelne Kirchspiele hängen zäh an ihrer eigenartigen, von den Vätern überkommenen Kleidung. Der Zweck des Volkstrachtenfestes war ein zweifacher: es sollte in einem großen Festzuge vorführen, welche Trachten in Sachsen und den angrenzenden Gebieten, soweit sie in Hinsicht der Bevölkerung ineinander gehen, noch getragen werden, und es sollte anregen, die schöne Sitte der Eigentracht zu erhalten. Der Zug umfaßte neun einzelne Abteilungen, in denen alle fünf Stämme des Sachsenvolkes vertreten waren, alles in allem gegen 1500 Personen. Die größte Abteilung im Zuge bildeten die Wenden, die in überaus stattlicher Zahl (gegen 800 Personen) in nicht weniger als 17 Gruppen sowohl aus Sachsen wie aus den angrenzenden preußischen Gebieten erschienen waren. Unser Bild führt einzelne Typen aus dieser Gruppe vor und giebt einen annähernden Begriff von der Mannigfaltigkeit der Trachten dieses Völkchens.

Das rechte Bild in der oberen Reihe zeigt uns drei Brautjungfern aus der Hoyerswerdaer Gegend in ihrer heutigen Tracht: über das seidene Gewand schmiegt sich der weiße, schürzenartige Ueberwurf, der reich gestickt ist und mit dem weißen Ueberärmel an der Achsel und am Oberarm harmoniert. Vornehm und reich wirkt der Festschmuck aus großen Perlen und meist in Herzform geschnittenen goldigen Glasblättchen, während der dunkle Sammetkopfputz den Mädchen eine bestimmte Würde verleiht. Das Bild links zeigt die Tracht der katholischen Wendinnen aus einem Hochzeitszuge. Hier macht das ganz helle oder in abgetönten zarten Farben gehaltene Kleid mit dem dunklen Mieder und der großen Schleife aus mehrfarbigem, schwerem Seidenstoff einen festlichen Eindruck, zu dem der haubenartige Kopfputz im harmonischen Gegensatz steht, indem er mehr den schlichten, häuslichen Sinn zum Ausdruck bringt. Prächtig hebt sich die vielfach geschlungene Perlenschnur und der Münzenschmuck von Hals und Mieder ab. Zwischen beiden Bildern sind Musikanten aus Schleife bei Muskau zu sehen, die in einfacher bäuerlicher Tracht, hellem Beinkleid und kurzem dunklem Rock aus derben Stoffen, allen hervorragenden Schmuckes entbehren. Das Mittelbild der unteren Reihe zeigt wieder eine Frauentracht aus der Gegend von Schwarzkollm und Hoyerswerda: sie wird bei Hochzeiten und Taufen getragen, vorzugsweise schmücken sich aber mit ihr die Ostersängerinnen, d. h. Mädchen, die sich am Vorabend des Osterfestes auf dem grünen Dorfplatze versammeln, singend durch das Dorf gehen, indem sie vor jedem Hause einige Strophen eines geistlichen Liedes vortragen, und am anderen Morgen feierlich in die Kirche ziehen. Auffallend bei dieser Tracht ist der mit einem Sträußchen versehene Kopfputz, während der wundervolle Hals- und Miederschmuck und die weißgestickte Aermelzier an die oben beschriebene Brautjnngferntracht erinnert. Links und rechts sind Ansichten von Bauern aus der Gegend von Schleife, und zwar ist das Bildnis rechts die Tracht des Hochzeitsbitters. Der dunkle lange Rock und der mit Bändern versehene hohe Hut giebt der Gestalt die nötige Würde, während die farbige, gestickte Schärpe und der an die Brust geheftete Blumenstrauß der Tracht das Gepräge des Festlichen verleihen. Das frei hängende bunte Taschentuch deutet auf eine charakteristische Eigenart des Kirchspiels hin. Die Tracht, wie sie das andere Bild giebt, steht insofern in einem gewissen Gegensatz zu der ernsten Würde der Hochzeitsbittertracht, als sie auf heitere, freundliche Stimmung hinweist; die weiße Kleidung hat das Gepräge einer fröhlichen, festlichen Zeit und der farbige (meist grüne) Ausputz des langen Rockes erhöht noch den freundlichen Eindruck, unser Gruppenbild mit diesen verschiedenen Trachten will nur andeuten, welche Mannigfaltigkeit noch in den Wendentrachten zu finden ist und wie sich auch in Sachsen gar manche Eigenart in Sitten und Gebräuchen erhalten hat. G. Irrgang.