Von einem „Steinmetzen“

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Titel: Von einem „Steinmetzen“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 697, 706
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[697]

Karl Friedrich v. Steinmetz, ehemaliger Commandeur der ersten Armee.
General v. Zastrow.   General v. Goeben.
Originalzeichnung von W. Camphausen in Düsseldorf.

[706] Von einem „Steinmetzen“. (Mit Abbildung.) Auch heute ist es ein alter Bekannter, welchen wir, wiederum von der Meisterhand Camphausen’s gezeichnet, unseren Lesern im Bilde vorführen. Schon im Jahre Sechsundsechszig war es der General Karl Friedrich von Steinmetz, dessen Name vor allen anderen Armeecorpsführern zuerst mit lautem Jubel gefeiert wurde, weil an ihn sich die erste Siegesnachricht aus Böhmen knüpfte. Die blutigen siegreichen Gefechte bei Nachod, Skalitz und Trautenau sind unter seiner Führung geschlagen worden und schon sie bewiesen, daß er, der alte Kämpfer aus der Zeit der Befreiungskriege (Steinmetz ist schon im Jahre 1796 zu Eisenach geboren) nach Recht und Verdienst mit dem eisernen Kreuz geschmückt war. Damals ging ein wahrer Steinmetz-Enthusiasmus durch die Armee, und das Bild vom „Steinmetzen“, der mit seinen vielen Gesellen so wacker drein gehämmert hat, kehrte in allen Liedern und Weisen wieder, welche, rasch wie die Siege selbst, diesen auf dem Fuße folgten.

Nach dem Kriege von Sechsundsechszig, welcher dem General von Steinmetz den Adlerorden und eine bedeutende Dotation einbrachte, sandte ihn das öffentliche Vertrauen in den norddeutschen Reichstag, wo er, natürlich nur im strengconservativen Sinne, sprach und stimmte.

Der ausbrechende Krieg dieses Jahres, der unsere braven Truppen nunmehr schon bis unter die Mauern von Paris geführt hat, verschaffte dem alten, aber jugendlich rüstigen Herrn den Oberbefehl über die deutsche Nordarmee, deren Spitze zunächst bei Saarbrücken mit dem Feinde Fühlung nahm. Nicht lange aber vermochte der feurige Führer, zu dessen Heldenmuth und eiserner Tapferkeit die Soldaten unbedingtes Vertrauen hatten, stille zu halten. Er brach los und erstürmte mit dem achten Armeecorps, dessen General, von Goeben (auf unserer Illustration dem General von Steinmetz zur Linken, während v. Zastrow, der Commandant des siebenten Armeecorps, auf dessen rechter Seite sichtbar ist) auch hier seine schon 1866 erprobte Tüchtigkeit glänzend bewährte, die Speicherer Höhen – eine heroische That, die mit der völligen Auflösung des Frossard’schen Corps endigte und heute noch in Aller Erinnerung ist. Nicht minder bekannt aber ist auch das Aufsehen, welches die plötzliche, Mitte September erfolgte Enthebung des Generals v. Steinmetz von seinem Posten als Befehlshaber der ersten Armee und seine Ernennung zum Generalgouverneur von Posen gemacht hat.

Wir übergehen die mancherlei Vermuthungen, welche zur Deutung dieses unerwarteten Vorgangs aufgestellt wurden, und begnügen uns von der Versicherung eines der Regierung nahestehenden Blattes Act zu nehmen, welches „die einfache Erklärung darin findet, daß bei der Metz cernirenden Armee ein einziges Obercommando nicht allein als ausreichend erachtet werden mußte, daß vielmehr die Zwischen-Instanz eines zweiten Armee-Obercommandos in mehrfacher Hinsicht nur verzögernd wirken konnte.“ Man hat, fügt das Blatt bei, an maßgehender Stelle dem ehrwürdigen General, dessen Ruhm und Verdienst für die Größe seines Vaterlandes wohl für alle Zeiten gesichert ist, eine wohlverdiente, ruhigere Thätigkeit zuweisen wollen, indem man ihn an seinen heimatlichen Herd zurückkehren ließ. Diese Versicherung des officiösen Blattes in Ehren, erwähnen wir nur noch, daß in der allerjüngsten Zeit noch eine andere Wendung aufgetaucht ist, nach welcher die Regierung den General von Steinmetz lediglich deshalb in die Ostprovinzen geschickt habe, um für gewisse politische Möglichkeiten einen berufenen, sichern und befähigten General an der Grenze zu wissen. In diesem Falle könnten wir der Regierung zu ihrer Wahl nur Glück wünschen.