Vor dem Weihnachtsbaum

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Hofmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vor dem Weihnachtsbaum
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 828
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[828]

Vor dem Weihnachtsbaum.

.

     Die Tanne hat im Wald gelacht,
Ihr träumte von der Weihnacht Kerzen.
Nun strahlet sie in ihrer Pracht
Am höchsten Fest der Kinderherzen!

5
     Das ist der deutschen Tanne Stolz:

Kein Baum in allen Erdenreichen,
Selbst nicht der Ceder heil’ges Holz,
Kann sich an Ehren ihr vergleichen.
     Sie weiht zum Tempel jedes Haus,

10
Wo eines Kindes Augen funkeln,

Und schmückt den Traum des Lebens aus
Vom ersten Schritte aus dem Dunkeln.

     Siehst Du die Hütte? Schier erdrückt
Der Schnee das Strohdach. Doch darunter

15
Ist jetzt der Armen Herz beglückt

Von ihres Glaubens schönstem Wunder.
     Die Hand erwarb mit schwerer Hast
Für’s Tannenbäumlein die paar Lichte,
Nun ist vergessen Harm und Last

20
Im Glanz der kleinen Angesichte.

     Wie ehr’ ich Dich, Du armer Mann!
Dir lacht das Herz. Und wie bescheiden
Dein Baum auch strahlt: die Hütte kann
Heut nimmer der Palast beneiden.

25
     Auch dort im hohen Schloß voll Pracht

Ward heut der Wächterruf vernommen,
Die Kinderaugen sind erwacht,
Das Christkindlein ist ja gekommen.
     Wie prangt am Baum von Gaben schwer

30
An jedem Aestlein jede Spanne! –

Die Herzen lachen drum nicht mehr,
Als vor des armen Mannes Tanne.
     Lauscht nicht ein Aermrer noch am Thor?
O laßt ihn nicht im Dunkel beben,

35
Hebt ihn zu eurer Luft empor,

Und doppelt wird sie euch erheben.

     Was sie im Haupt erwägen mag,
Die junge Mutter vor dem Baume?
Ob der Erfüllung Wonnetag

40
Hervorbricht jetzt aus langem Traume?

     Heil ihr, daß ihren höchsten Ruhm
Sie heute in der Pflicht empfinde,
Zu wahren als ein Heiligthum
Ein deutsches Herz im deutschen Kinde.

45
     Denn wie kein deutsches Auge läßt

Vom Tannenbaum mit seinen Kerzen,
So bleibt der deutschen Weihnacht Fest
Das heiligste der deutschen Herzen.

Friedrich Hofmann.