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Vorspiel (Badisches Sagen-Buch)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: August Schnezler
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Titel: Vorspiel
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. XVII–XX
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Indexseite
[XVII]
Vorspiel.

Kennt ihr den Wundergarten,
Den Götterhände warten,
Wo Alles grünt und blüht
Und kaum den Gärtner müht?

5
Gesäumt vom Silberbande,

Vom Stolz der teutschen Lande,
Vom königlichen Rhein,
Ins fernste Blau hinein;

Und rechts von Berg und Thalen

10
Voll goldner Segensstrahlen,

Hercynia’s Hügelreih’n
Voll Frucht und edlem Wein!
Wie braußt dort auf dem Strome
Vorüber Erwin’s Dome,

15
Dampfschnaubend aus dem Schlot

Das schmucke Räderboot!

Und vom Gebirge wieder
Wie jubelnd klingt hernieder
Des Hirtenknaben Sang!

20
Gelehnt auf grünen Hang,

Die Burgruinen schauen
Mit heiterem Vertrauen
Ins Aug’ der neuen Zeit,
Voll Friedensseligkeit!

25
In sommerlicher Schwüle

Wie labt der Wälder Kühle!
Wie lacht der Matten Grün
Mit glänzend fetten Küh’n!
Wie tröstlich wehn die Tannen,

30
Aus kranker Brust zu bannen

Mit ihrem Balsamhauch,
Was sie mag quälen auch!

Dort laden die Najaden
Zum Trinken oder Baden

35
An der Genesung Born

Aus ihrem Wunderhorn.
Es strotzen Felsenquadern
Von reichen Erzesadern,
Kein schlimmer Gnom verlacht

40
Des Knappen Fleiß im Schacht.


Und Städte rings voll Leben
Und schmucke Dörfer weben
Zum Himmel von Saphir
Die schönste Teppichzier.

45
Landbau, Gewerbe, Handlung,

In immer höhrer Wandlung
Und Kunst und Wissenschaft
Voll reger Triebe Kraft!

[XIX]

Des Volkes Herzen stammen

50
In Liebesgluth zusammen

Für Freiheit, Licht und Recht;
Ein kerniges Geschlecht! –
Sey’s auf den glanzumgebnen,
Goldährenvollen Ebnen,

55
Sey’s, wo der Wasserfall

Sich stürzt mit Donnerhall:

Millionen Reize laden
Zum Paradies von Baden
Der Gäste buntes Meer .

60
Aus Näh’ und Ferne her.

Doch ganz es zu genießen,
Laßt euch nun auch erschließen
Durch Sängers Zauberwort
Der Sagen Wunderhort!

65
Die Märchen und Balladen

Aus den geheimsten Pfaden,
Die Geister der Natur
Aus Berg- und Thalesflur;
In Liedern und Romanzen

70
Umgaukeln und umtanzen

Sie jedes Sonntagskind,
Das nicht für Wunder blind.

Von steiler Klippe Stufen,
Aus tiefen Stromeskufen,

75
Aus felskristallnem Schacht,

Aus grüner Waldesnacht;

[XX]

Aus blauen Seees Wellen,
Aus stillen Klosterzellen,
Zerfallner Burgen Wall –

80
Sind sie berufen all’.


Sie singen Freud’ und Schmerzen
Tief aus des Volkes Herzen,
Und halten wach darin
Den kindlich frommen Sinn;

85
Mit Poesie durchweben

Sie manches arme Leben,
Und bieten ihm Ersatz
Für einen andern Schatz.

Die Gnomen und die Elfen,

90
Sie kommen gern und helfen

Dem braven Bauer aus
In Feld und Hof und Haus.
Die Riesen und die Zwerge
Durchwandeln noch die Berge,

95
Die Nixen blühn im See;

Doch thun se Niemand weh.

Ein heilger Gottesfrieden
Hat allen Haß geschieden,
Und gute Geister nur

100
Umschweben unsre Flur! –

Drum lauscht nun gern den Sagen
Aus den vergangnen Tagen;
Dann erst im wahren Glanz
Erblickt ihr Badens Kranz!

A. Schnezler.