Wallfische und deren Fang

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Autor: unbekannt
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Titel: Wallfische und deren Fang
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 655–656
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[655] Wallfische und deren Fang. Seit etwa drei Jahrhunderten, als Spanier zuerst Leviathan’s des Meeres, Wallfische, angriffen und erlegten, hat sich eine ungeheuere Armee von Jägern des Oceans gebildet, die im tollkühnsten und härtesten Kampfe mit den furchtbarsten Feinden ihres Lebens – immer im Angesichte des Todes – Fischthran und Fischbein zu Millionen von Centnern jährlich aus den grimmigen Wogen der Oceane schöpfen und dabei oft zu Hunderten umkommen, ohne Andere davon abzuschrecken. Die Menge der Wallfischjäger zählt nach Tausenden und rühmt sich ganzer Flotten.

Nach den Spaniern und zwar Biscayern und Basken (so unwahrscheinlich sie auch als erste Wallfisch-Jäger erscheinen) nahmen die Engländer und Holländer diese großartigste aller Jagd-Industrieen auf. Erstere drangen bis Spitzbergen, etablirten dort eine Wallfisch-Station und octroyirten Gesetze für den Wallfischfang, die größtentheils noch jetzt gelten. In praktischer Beziehung wurden sie aber hier eben so bedeutend von den Holländern überflügelt, wie in der Heringsfischerei. Die Amerikaner, welche keine Millionen für Soldaten und müßige, drohende Kriegsschiffe zu vergeuden brauchen, besitzen jetzt die größte Wallfisch-Flotte.

Wallfisch ist ein sehr allgemeiner Name, mit dem man sehr verschiedene Arten von oceanischen Thieren, aber keinen einzigen Fisch bezeichnet. Die besten Naturforscher wissen noch nicht genau, wie viel Arten und Species es eigentlich geben mag. Die wilden Männer der Praxis unterscheiden in ihrer Weise „Schwefelboden“, „Breitnasen“, „Rasirmesser-Rücken“, „große Spunde“ und was sie sonst für verzweifelt unwissenschaftliche Namen erfunden haben, um profitablere von weniger ergiebigen Arten zu unterscheiden. Ein Amerikaner, Herman Melville, sehr gelehrt in Sachen der Wallfische, theilte sie in „Folio-“, „Octav-“ und „Duodez-Wale“ ein. Diese Classification ist nicht so dumm, wie sie aussieht: sie bezeichnet wenigstens die bekannten Arten mit unterscheidenden Namen. Folio-Ausgaben sind die eigentlichen Sperm-, Oel-, Fischthran-, Grönland- oder Haupt-Wale für die Jäger. Es sind die beiden Arten, auf die allein officiell und im Großen Jagd gemacht wird. Die Octav-Arten, Grampus und Narwal oder Nasenwal oder Einhorn, kommen nur gelegentlich zu der Ehre, harpunirt zu werden, und die Duodez-Ausgaben, Meerschweine oder Braunfische, werden von den praktischen Helden gar nicht beachtet, da sie nie so viel Oel liefern, um das bei ihrem Fang verbrauchte Oel der Lebenslampe zu ersetzen.

Es ist hier nicht die Absicht, die große, eigenthümliche Familie der Cetaceen oder Wallthiere zu schildern. Deutsche Gründlichkeit aber fordert wenigstens, daß man sage, wo der Wallfisch, dessen Jäger uns hier interessiren, hingehöre. Bekannt ist, daß er zunächst nicht zu den Fischen gehört, und die Wallthiere eine immer im Meere lebende große Familie von Säugethieren bilden, die eigentlich vier Füße haben sollten. Diese sind allerdings auch richtig da, nur zurecht gemacht für ihr Element. Die vorderen stecken in einer Art von Sack und sind so gewachsen, daß sie gut als Flossen und Ruder- oder Locomotiv-Organe gebraucht werden können. Hinterfüße gibt’s gar nicht, d. h. sie sind mit dem mächtigen Hintertheile, das man fälschlich Schwanz nennt, so vereinigt, daß sie die gewaltigste Dampfschraube bilden, einen halbmondförmig auslaufenden organischen Propeller von viel hundert Pferdekraft. Die Naturgeschichte spricht von drei Ordnungen der Wallthiere, pflanzenfressenden Sirenen (Borkenthieren, Seekühen etc.), Delphinien oder Zahnwalen (Narwal, Pottwal) und Balänoiden oder Bartenwalen, den eigentlichen Wall- und Finnfischen.

Allen Wallthieren gemein ist das horizontale Hintertheil mit mächtigem Propeller und der Spund zum Athmen. Sie haben Lungen und müssen Luft aus- und einathmen, nicht Wasser, wie es oft scheint und Viele glauben. Der in arktischer Temperatur warm ausgestoßene Athem steigt wie starke Tabakspuffe 3–4 Ellen in die Luft empor, und nur wenn das Thier unter dem Wasser eine Lunge voll ausstößt, zwingt es einen Theil des Wassers zu einem Fontainenstrahl über die Oberfläche.

Oft hat der Wächter des Wallfischfahrers oben im Mastbaume, von Schnee, Sturm, stechender Kälte, Nebel, Eisbergen und furchtbarer Einsamkeit umgeben, Wochen, ja Monate lang gespäht und gewartet, einen Fontainenstrahl zu entdecken. Endlich jauchzt er auf: „There she blows!“ „Da bläst einer!“ und die dumpfen Gestalten unten, die bisher mürrisch, schläfrig, verdrießlich umherwankten, springen wie wahnsinnig vor elektrischen Zuckungen der Freude und Erwartung in die bereit gehaltenen Boote, das entdeckte Wild, sechshundert bis tausend Mal größer und mächtiger als sie, aufzusuchen und zu erlegen. Ihr Jagdgefild ist der hungrige, grimmige Ocean mit wandernden Eisgebirgen, eisigen, unabsehbaren Wogen, jeder Zoll zehnfache Todesgefahr. Ein Schwanzschlag ihres Wildes schleudert oft Boot und Mannschaften hoch in die Luft und in die eisigen Wasser, in denen die Glieder oft binnen wenig Minuten erstarren.

Wir nehmen an, daß es einen Grönland-Wal gelte, die ergiebigste und kolossalste Thrantonne, die Hauptleidenschaft der europäischen Waler. Bruder Jonathan drüben hat für seine beinahe 700 Wal-Schiffe sich den Sperm-Wal wärmerer Gewässer erkoren, der, obgleich oft ein Drittel [656] größer, als der nordische College, bis 90 Fuß lang und entsprechend dick, weniger Gefahren und sicherern Gewinn bietet.

Die Mannschaften in den Booten rudern und schwingen sich über die Wogen hin mit tollkühner Todesverachtung, bis sie dem sichtbar athmenden oder Wasser spritzenden Ungeheuer ganz nahe auf den Leib rücken. Wie Vögel der Wildniß, die noch keinen Menschen sahen, fürchtet er die wilden Jäger mit dem ausholenden Harpunirer an der Spitze durchaus nicht und ahnt nichts Böses. Erst der tief in sein dickes Fleisch geschleuderte, widerhakige Pfeil erweckt ihn aus seinem Unschuldstraume. Er schleudert seinen ungeheuern Kopf empor, krümmt seine Körpermasse zum Bogen und stürzt sich in größter Hast bodenwärts. Die Harpune, an eine ungeheure Masse dünne Tauleine gebunden, die im Boote zusammengerollt liegt, wickelt diesen Faden mit so rasender Geschwindigkeit ab, daß die Rolle in Flammen geräth, wenn sie nicht gehörig begossen wird. Wehe dem, der dabei mit dem zischend abrollenden Faden in Berührung kommt oder von ihm gefangen wird! Wie oft wurden solchen Unglücklichen Hand oder Fuß abgerissen! Man hat Beispiele, daß Matrosen in die Mitte desselben geriethen, während der getroffene Wal still hielt oder auf die Oberfläche kam, und von dem auf’s Neue Davonschießenden vermittelst dieser Leine geradezu auseinander geschnitten wurden. Ist die Leine nicht lang genug für die Entfernung oder Tiefe, in welche das verwundete Thier eilt, so wird das Boot mit in die Tiefe gezogen, wenn nicht ein rechtzeitiger Schnitt es rettet. Die Mannschaften müssen dann auf Eisstücken Zuflucht suchen, wenn diese eben in der Nähe sind. Andernfalls erstarren und ertrinken sie, da das Schiff selten so nahe ist, um erreichbar zu sein.

Das „Fast-Boot“ (wie das genannt wird, welches die erste Harpune warf) telegraphirt seine Heldenthat durch Aufziehen einer Flagge, zu der sich oft andere gesellen, die um Hülfsboote und mehr „Leine“ bitten. Solche Zeichen werden auf dem Schiffe mit leidenschaftlicher Hast beantwortet. Die Leute springen aus den Cojen in die Boote, ohne sich vorher anzuziehen und fliegen, Kleider in der Hand, halb nackt durch die eisige Kälte herbei, um gleich in volle Arbeit zu gehen, sodaß sie manchmal erst nach Stunden dazu kommen, sich anzuziehen. Der verwundete Leviathan sucht vergebens in einer Tiefe von oft sieben- bis achthundert Klaftern Linderung seines Schmerzes. Er muß eilen, um aus einem Wasserdrucke von vielleicht zwei Millionen Centnern wieder an die Luft zu kommen. Die Männer in den Booten wissen, daß er bald wieder erscheinen wird. Nur ist’s jetzt die eigentliche Lebensfrage: wo? Es ist oft vorgekommen, daß er just unter einem Boote heraufkommt und dasselbe mit allen Mannschaften in die Luft schleudert. Taucht er zwischen ihnen auf, so müssen sie ihm wieder dicht zu Leibe rücken und ihn mit Lanzen bearbeiten. Der Wal schüttelt seinen Schweif, sodaß das Meer umher ärger und gefährlicher wogt und spritzt, als im größten Orkane. Die Boote schaukeln wie Nußschalen dazwischen und müssen mit ebenso großer Geistesgegenwart, als Kraft und Geschicklichkeit vor den Schlägen der Wogen, wie des verwundeten Ungeheuers geschützt werden. Wie weit dabei Tollkühnheit und Todesverachtung gehen, davon erzählt der Engländer Scoresby folgendes Beispiel. Einern verwundeten, auftauchenden Wal gelaug es, die Harpune locker zu schütteln. Ein Matrose springt vom Boote auf das lebende Ungethüm, zieht sein Taschenmesser, schneidet die Harpune los und schleudert sie ihm auf’s Neue tief in seinen lebendigen Speck. Dies war das Werk einer halben Minute. Ehe das Thier auf’s Neue tauchte, war der Held wieder im Boote.

Wenn der Conflict sich zu Ende neigt, speit der Wal Blut, statt Athem und Wasser, das Meer umher färbend, das Eis, die Boote, selbst die Mannschaften mit Blut bespritzend. Aus seinen Wunden quellen Oel und Fett, die sich beruhigend über das Meer ausdehnen. Aber noch kommt der letzte Todeskampf, vor welchern die Boote sich hastig in ehrerbietige Entfernung zurückziehen. Er schleudert den Schweif hoch in die Luft und peitscht ihn schnell hin und her, schlägt das weit umherspritzende Wasser mit seinen Finnen, wirft sich auf die Seite, sodaß das Wasser von den letzten Athemzügen wie Wasserfälle schießt, und stirbt. Hussahs und leidenschaftliches Schwenken der Flaggen verkünden dieses Ereigniß nach allen Seiten. Kein Wunder diese wilden Ausbrüche der Siegesfreude, nachdem so viele Gefahren überwunden, so viel Riesenkraft und Geschicklichkeit und Todesmuth sich geltend gemacht und der Lohn dafür, ein bedeutendes Capital, ruhig vor ihnen liegt! Aber die Strapazen und Gefahren sind damit noch nicht alle vorüber. Es gilt, den großen Todten zu „flensen“, d. h. ihm den Thranspeck abzuschneiden. Fünf oder sechs bemannte Boote ziehen ihn neben das Schiff, die Leute bewaffnen ihre Fußsohlen mit spitzen Hufen und Haken, um Halt auf dem schlüpfrigen Leichnam zu bekommen, und hauen nun den Speck in großen Streifen à 15–20 Centner ab, die durch Maschinerie in den Schiffsrumpf gezogen werden. Während unruhiger See oder gar im Sturme ist diese Arbeit eines Herkules würdig und jeden Augenblick lebensgefährlich. Eine überschlagende Welle reißt Einen oder den Andern mit sich fort, Taue und Haken gerathen mit den Füßen Anderer in plötzliche Verbindung und reißen sie um oder brechen ihnen Glie6der. Auch fällt wohl Einer ein paar Stockwerke tief in den Rachen des oben bereits entblößten Kopfes und ertrinkt, wenn ihm nicht schnell geholfen wird. Auch müssen ihm die „Fischbeine“, die sensenartigen dichten Reihen von Knochen, die bei ihm die Stelle der Zähne vertreten, ausgerissen werden. Eine ganz besonders gefährliche Heldenarbeit ist das Wenden des riesigen Leichnams, nachdem die eine Seite abgeledert worden. Die Schwierigkeit liegt dann besonders in Sicherung und Erhaltung des Gleichgewichts in der Lage des unten geflensten und daher leicht gewordenen Cadavers. Eine andrängende Welle, ein nachgebender Haken oder ein reißendes Tau-Ende, und die ganze Körpermasse schlägt wieder um und schleudert alle „Flenser“ in’s Meer oder zieht sie mit sich von oben nach unten.

Dies ist ein Blick auf die regelmäßige und in Ordnung verlaufende Wallfisch-Jagd, wobei die angedeuteten Abweichungen und Abenteuer noch zu den gewöhnlichen gehören. Aber Stürme, Eisnebel, Eisberge, dichtes Schneegestöber, plötzlich losbrausende widrige Winde, ungewöhnlich starke Wale etc. führen oft zu den schauerlichsten Tragödien des Oceans. Mancher harpunirte Wal taucht nicht, sondern flieht auf der Oberfläche hin und zieht das Boot mit zischendem Sausen binnen kurzer Zeit 30–40 Meilen mit sich. Die andern Boote und das Schiff können nicht so schnell folgen. Sturm- und Widerwind, Nebel und Gestöber, dahinjagende Eisgebirgszüge legen sich dazwischen. Die Mannschaften in dem entführten Boote zittern vor Kälte, taumeln vor Hunger und sehen Tod von allen Seiten. Sie werden gegen eine anbrausende Eismasse geschlagen. Das Boot weicht zersplittert unter ihren Füßen. Einige klammern sich auf dem Eise fest, Andere sinken sogleich. Die auf dem Eise müssen sich fest und flach auf den Bauch legen, um nicht hinuntergespült zu werden. Aber bald verschwindet der Eine, bald der Andere. Oft sind solche Verschlagene auf immer verschollen, ein andermal wurden Einige nach so und so viel Tagen und Nächten noch entdeckt und gerettet, um sie nach dem Aufthauen und Aufleben wahnsinnig werden oder sterben zu sehen. Wie oft machten solche Helden, auf ein paar Dutzend Reisen ein paar Dutzend Mal im Rachen des Todes, Tage und Nächte lang auf Eisschollen umhergetrieben und gerettet, trotz dieser Schrecknisse und eines guten Vermögens sicher, unaufhaltsam gelockt von diesen Reizen des Schreckens, nach zwanzigjährigem Dienste noch ihren letzten Jagdzug mit, um endlich dabei umzukommen! Von solchem Stoff sind die echten Wallfischfänger, solche Sirenenmacht liegt in dem scheinbar reizlosen, abschreckenden gigantischen Kampfe mit der Wuth arktischer Meere und seiner gewaltigen Könige!

Die großartigen amerikanischen Seekriege gegen die Cachelotten, Sperm- oder Pottwallfische sind nicht so gefährlich, obgleich diese viel größer sind. Der Sperm-Wal erreicht bisweilen die Länge von 100 Fuß, hat einen großen Fett-Buckel, ordentliche Zähne und eine hellere Farbe, als der auf dem Rücken schwarze arktische oder Grönland-Wal. Eine weiße, hornige Substanz zwischen seiner Haut und deren Thran-Speck ist noch nie genau wissenschaftlich untersucht und erklärt worden. Er ist lebhafter, muthiger und rachsüchtiger, als der langsame, gutmüthige und furchtsame Grönländer, aber dessenungeachtet weniger gefährlich, blos deshalb, weil er sich in wärmerem, eislosem Wasser aufhält. Das nimmt er so genau, daß die Schiffer und Fischer die warmen Strömungen im Meere an dem Erscheinen und den Wegen des Sperm-Wals erkennen. Sein Kopf ist immer ein großes Reservoir von Spermaceti oder Wallrath, das aus dem noch warmen Thiere förmlich ausgeschöpft wird. Kalt wird es hart und zu Kerzen etc. verwandt.

Der Magen alter, an Verdauungsbeschwerden leidender Exemplare enthält oft bedeutende Stücke von dem kostbaren Ambra, der eigentlichen Blume kostbarster Parfümerien und Räuchermittel. Früher wurde auch viel Ambra als nervenstärkende Medicin verschrieben und verzehrt, doch scheinen die Aerzte größtentheils davon abgekommen zu sein. Die Gelehrten sind noch nicht einig über Entstehung, Zusammensetzung und Fundart des Ambra’s. Oken hält ihn für Gallenstein, der Engländer Atkins für ein Product der Steinkrankheit des Physeter makrokephalus oder großköpfigen Pottwals. Sperm-Wale sind zu jeder Jahreszeit zu finden, während die echten Grönländer nur auf ihren jährlichen Wanderungen zugänglich werden. Deshalb und wegen bereits erwähnter anderer Vortheile jagen die 700 amerikanischen Wallschiffe blos nach Sperm-Walen und haben auf ihren Schiffen selbst die vollkommensten Einrichtungen, den Thran-Speck sogleich auszulassen, zu „reduciren“ und von seinen Fibern zu befreien, deren Fäulniß in den Grönland-Thranfässern so leicht ekelhaft wird und den Thran in wohlverdienten übeln Geruch gebracht hat.

Das große Erntefeld der amerikanischen Waler ist der große oder stille Ocean, Nur nach dem Südpole hin finden sie manchmal wieder Seitenstücke zu den grönländischen Walen, die aber nur im Nothfalle in Angriff genommen und nicht aufgesucht werden. Sie schöpfen jährlich mehr als eine Million Centner Thran aus dem Meere und bringen ihn gereinigt an’s Land und in den Welthandel. Die Engländer und ihre Collegen in den arktischen Regionen zwischen Grönland und der Davis-Straße bringen es lange nicht zu einem Drittel dieser Quantität, die außerdem theurer und schlechter ist, da mehr Arbeit und Auslagen darin stecken. Da sie den ganzen, rohen Thran-Speck in ihre Fässer füllen und erst am Lande dem Processe der Reduction oder Reinigung unterwerfen, entsteht immer viel unnöthige Arbeit und eine mehr oder weniger verdorbene Sorte von Thran. Welche Wichtigkeit dieser in unserer Zeit hat, wo alle Tage viele Millionen dampfgetriebene Räder und sonstige Arme der Industrie geölt und geschmiert werden müssen, ist leicht begreiflich.