Was gelenkt in jungen Tagen

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Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Was gelenkt in jungen Tagen
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 52–54
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[52]

37.


     Mel.: Lied der Deutschen in Lyon.

     1. Was gelenkt in jungen Tagen unsres Lebensschiffleins Kiel, war die Lust an kühnem Wagen, an der Kräfte freiem Spiel. Übt auch jetzt des Leibes Glieder, stählt den Arm und stärkt die [53] Hand, ringt mit zähen Sehnen nieder einen Gegner in den Sand! Bruder, laß die Hand dir geben – wird das Herz dir voll und weit? War es nicht ein schönes Leben, eine wilde, frische Zeit?

     2. Wo vom First empor die rote sturmgepeitschte Flamme stieg, wo die Glut gefräßig lohte, wehrten stark wir ihrem Sieg. Arbeit wars für unsern frischen Jugendmut und freie Wahl – jauchzend in der Flamme Zischen sandten wir den kalten Strahl. Bruder, deine Augen leuchten – hast du stumm und stolz gedacht, wie wir oft zum Ziele keuchten durch die flammenhelle Nacht?

     3. In gesundem Leibe waltet auch ein kerngesunder Geist, der sich frei und froh entfaltet, wenn der Becher perlend kreist. Thorheit ist es, zu versinken schon im Leben in die Gruft – scherzt und lacht, so lang uns winken Rosen voller Glut und Duft! Bruder, deinem ernsten Mund steht das Lächeln gar so gut – denkst du mancher heitern Stunde jetzt in keckem Übermut?

     4. Für die Freiheit hat geschlagen unser Herz in heißem Drang, auch in trüben, schweren Tagen, auch in Stunden schwül und bang. Für die ganze, weite Erde bilde sie ein friedlich Band, eine Völkerleuchte werde unser schönes Vaterland! Bruder, zum Vergess’nen lege, was an harten Worten fiel – wohl verschieden sind die Wege, doch dasselbe ist das Ziel.

     5. Was durch Freude und Beschwerde so zusammen ist geschweißt – giebt es eine Macht der Erde, die es auseinander reißt? Schließt die traute Runde dichter, leert den Becher bis zum [54] Grund – nie zerfalle unser schlichter, vielgeprüfter Bruderbund! Brüder! daß sich arg verblendet und verlockt durch falschen Schein, keiner wieder von uns wendet – soll es treu beschworen sein?