Weihnachten im Schlosse

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Textdaten
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Autor: M. R.
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Titel: Weihnachten im Schlosse
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 829, 831
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[831] 

Weihnachten im Schlosse.
Originalzeichnung von Ernst Heyn.

[829]

Weihnachten im Schlosse.

Mit Abbildung.

Von Schnee und Eis umstarrt, erfaßt von Todesmächten,
Steht rings der Wald, wo einst in schönen Sommernächten
     Ihr Feuer Liebe hat geschürt;
Ein kalter Ostwind stäubt die Flocken von den Zweigen,

5
Fern kracht ein Ast, indeß hoch oben seinen Reigen

     Der Sterne Heer melodisch führt.

Da horch! Den Weg herauf ein Singen und ein Klingen,
Von Schlitten wie Geläut’, und grelle Lichter springen
     Die Bäume hin im Geisterflug,

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Glühroth ausleuchtet’s rings von Fackeln, von Laternen,

Ein Feuerkreis umsprüht – wie von Millionen Sternen –
     Den abenteuerlichen Zug.

Im Nu saust er dahin, im blitzenden Gefunkel –
Vor ihm gähnt schwarz die Nacht und hinter ihm das Dunkel –

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     Fast meteorgleich anzuschaun;

Doch kein Verderben droht, so wild die Rosse fliegen
Des schneeumstäubten Zugs, und in den Kissen wiegen
     Sich stolze, schöngelockte Frau’n.

Weihnachten ist im Schloß! Hier nahen seine Gäste!

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Schon deckt der Tannenbanm mit schimmerndem Geäste

     Der Gaben aufgehäuftes Gut;
Aus allen Fenstern lacht die glanzumwallte Feier,
Und tausendfältig strahlt der kaum bewegte Weiher
     Zurück der Lichter helle Gluth.

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Die Flügelthüren auf! Das Auge ist geblendet;

Was Reichthum spenden kann, blickt hin, es ist gespendet,
     Zur Pein wird hier dem Wunsch die Wahl!
Wohl ist die Pracht ein Glück, um das sich Menschen neiden,
Doch die im Herzen lacht, die Freude ist bescheiden

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     Und flieht den Prunk im Ahnensaal.


Sie lauscht vor jedem Haus, wo ihre liebsten Glocken,
Wo Kinderstimmchen sie zum hellen Fenster locken,
     Da weiht sie auch den kleinsten Raum;
Sie fliehet nicht den Glanz, ehrt er die fromme Sitte,

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Doch lauscht sie froher noch der armen Mutter Bitte

     Und schmückt auch ihrem Kind’ den Baum.

Und scheint sie, wo ihr Strahl aus langen Häuserzeilen
Auf laute Straßen glänzt, am glücklichsten zu weilen,
     Ei seht, wie gern sie weiter flieht

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Zum stillen Försterhaus, wo tief versteckt im Walde,

Gelockt vom Weihnachtlicht, auf schneebedeckter Halde
     Das scheue Wild in’s Fenster sieht.

M. R.