Weihnachten im Schlosse
Weihnachten im Schlosse.
Von Schnee und Eis umstarrt, erfaßt von Todesmächten,
Steht rings der Wald, wo einst in schönen Sommernächten
Ihr Feuer Liebe hat geschürt;
Ein kalter Ostwind stäubt die Flocken von den Zweigen,
Der Sterne Heer melodisch führt.
Da horch! Den Weg herauf ein Singen und ein Klingen,
Von Schlitten wie Geläut’, und grelle Lichter springen
Die Bäume hin im Geisterflug,
Ein Feuerkreis umsprüht – wie von Millionen Sternen –
Den abenteuerlichen Zug.
Im Nu saust er dahin, im blitzenden Gefunkel –
Vor ihm gähnt schwarz die Nacht und hinter ihm das Dunkel –
Doch kein Verderben droht, so wild die Rosse fliegen
Des schneeumstäubten Zugs, und in den Kissen wiegen
Sich stolze, schöngelockte Frau’n.
Weihnachten ist im Schloß! Hier nahen seine Gäste!
Der Gaben aufgehäuftes Gut;
Aus allen Fenstern lacht die glanzumwallte Feier,
Und tausendfältig strahlt der kaum bewegte Weiher
Zurück der Lichter helle Gluth.
Was Reichthum spenden kann, blickt hin, es ist gespendet,
Zur Pein wird hier dem Wunsch die Wahl!
Wohl ist die Pracht ein Glück, um das sich Menschen neiden,
Doch die im Herzen lacht, die Freude ist bescheiden
Sie lauscht vor jedem Haus, wo ihre liebsten Glocken,
Wo Kinderstimmchen sie zum hellen Fenster locken,
Da weiht sie auch den kleinsten Raum;
Sie fliehet nicht den Glanz, ehrt er die fromme Sitte,
Und schmückt auch ihrem Kind’ den Baum.
Und scheint sie, wo ihr Strahl aus langen Häuserzeilen
Auf laute Straßen glänzt, am glücklichsten zu weilen,
Ei seht, wie gern sie weiter flieht
Gelockt vom Weihnachtlicht, auf schneebedeckter Halde
Das scheue Wild in’s Fenster sieht.