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Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche/Kapitel VII

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VI. Dr. Faust Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche (1880) von Edmund Veckenstedt
VII. Der Markgraf Hans
VIII. Till Eulenspiegel
Wikipedia-Artikel: Markgraf Hans und Friedrich der Große
[93]
VII.
Der Markgraf Hans.

1.

Der Markgraf Hans ist ein grosser Zauberer gewesen. Krieger verschaffte er sich dadurch, dass er eine Mütze Hafer ausschüttete; dann verwandelten sich die Körner in Soldaten.

Ströbitz.     
2.

Der Markgraf Hans hat mit dem Teufel im Bunde gestanden: er besass einen Wagen, welcher mit vier Pferden bespannt war; mit diesem Wagen fuhr er durch die Luft dahin.

Von dem Markgrafen Hans sind die Festungen Peitz und Cottbus gegründet worden.

Ströbitz.     
3.

Markgraf Hans hatte mit dem Teufel einen Bund gemacht. Später trachtete er darnach, sich von dem Bunde zu lösen: das war aber nur möglich, wenn der Teufel eine seiner Forderungen nicht erfüllen konnte. So bat ihn einmal der Markgraf, er solle in einer Stunde eine Brücke über einen von den grossen Teichen bei Peitz bauen: der Teufel vollbrachte das Werk zur rechten Zeit. Darauf verlangte der Markgraf Hans, er solle rothe Beeren wachsen lassen. Es war aber mitten im Winter und da konnte der Teufel die Forderung nicht erfüllen: also war der Bund gelöst und der Markgraf Hans wieder frei.

Ströbitz.     
4.

Der Markgraf Hans hat einen Weg zwischen Cottbus und Peitz angelegt, und zwar an der Stelle, wo jetzt die [94] Chaussee zwischen den Teichen hindurch führt. Früher hiess dieser Weg „der Teufelsdamm“. Aber auch einen unterirdischen Gang hat der Markgraf Hans zwischen Cottbus und Peitz haben anlegen lassen; seinen Anfang nimmt der Gang in der Klosterkirche zu Cottbus. Niemand aber kann den Gang entlang gehen: sobald nämlich Jemand mit Licht in den Gang eindringt, wird dasselbe von einer unsichtbaren Macht ausgelöscht.

Von dem Markgrafen Hans hat man noch vor einigen Jahren den Degen und einen Handschuh in der Kirche zu Peitz gezeigt.

Dissen.     
Friedrich der Grosse.


In Sylow haben jetzt die Bauern ihren Acker zu eigen. Das ist aber früher anders gewesen, denn der ganze Acker gehörte einem strengen Gutsherrn, die Bauern aber waren ihm unterthänig. Dieser Gutsherr war nun so streng, dass das Gerücht davon auch zu Friedrich dem Grossen gelangt war. Der beschloss die Sache selbst zu untersuchen. Er begab sich zu diesem Zwecke verkleidet und in dem schlechtesten Anzuge nach Sylow. Hier nahm er bei einem Bauer Dienste, mit diesem musste er am nächsten Tage zum Herrendienst. Bevor er seine Arbeit begann, stopfte er sich eine Pfeife: der Gutsherr sah das und drohte ihm. Am andern Morgen verspätete er sich etwas, da drohte ihm der Gutsherr mit Schlägen. Nun sah der König wohl, dass Alles, was man von der Strenge des Gutsherrn erzählt hatte, wahr sein müsste, deshalb verschwand er am nächsten Tage wieder aus dem Dorfe; aber auch der Gutsherr konnte seine Strenge nicht mehr ausüben, denn kurze Zeit darauf wurde er in der Nacht abgeholt und kam nicht wieder, die Bauern aber erhielten das Land des Gutsherrn als freies Eigen.

Sylow.     



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